Pferdefotografie hat viele Aspekte. Zuerst einmal brauchst du natürlich die passende Kamera. Dann solltest du wissen, wie du sie bedienst und welche Einstellungen wirklich wichtig sind. Beim Pferd geht es dann darum achtsam mit ihm umzugehen und wirklich schöne Momente einzufangen. Dabei ist auch der Bildaufbau wichtig, den du aber zum Teil auch noch hinterher korrigieren kannst. Der letzte Schritt findet dann am Laptop oder PC statt… die Auswahl und eventuell die Bildbearbeitung, um das Beste aus deinen Fotos herauszuholen.

In diesem Blogartikel nehme ich dich an die Hand und zeige dir von A bis Z, was in meinen Augen wichtig ist für wirklich schöne Pferdefotos. Dabei kann es durchaus sein, dass ich manches etwas anders mache wie andere Fotografen. Jeder hat seinen eigenen Stil und das ist auch gut so. 😉

Kamera und Objektiv
Bevor du überhaupt darüber nachdenken kannst zu deinem Pferd oder anderen Pferden zu fahren um zu fotografieren, brauchst du die richtige Technik.
Wenn du nur ein Handy hast, ist dieser Blogartikel hier für dich besser geeignet: 3 Tipps für schönere Pferdefotos mit dem Handy
Stand Heute empfehle ich dir eine spiegellose Systemkamera mit einem Zoom-Objektiv von mindestens 100mm Brennweite.
Du verstehst nur Bahnhof?
Okay, dann kommt hier die Erklärung im Detail. Wenn du aber schon genickt hast und genau so eine Kamera Zuhause hast, kannst du zum nächsten Kapitel springen. 🙂

Systemkameras sind Kameras, wo du das Objektiv vorne an der Kamera wechseln kannst. Das hat den Vorteil, dass du dir verschiedene Objektive kaufen kannst, die jeweils für ein Motiv besonders gut geeignet sind.
So gibt es Objektive, die besonders gut für Landschaftsfotos geeignet sind, Fotos für Menschenportraits, Makroaufnahmen von Insekten, Fotos von weit entfernten Wildtieren oder eben für Pferde.
Allrounder, die besonders viel abdecken, haben den Vorteil, dass du auf Reisen nicht 5 verschiedene Objektive brauchst und diese ständig wechseln musst. Der Nachteil: oft ist die Qualität nicht ganz so gut wie von den Spezialisten.
Dabei hängt es allerdings von deinem Anspruch ab… möchtest du einfach nur schöne Erinnerungsfotos machen? Für ein Fotobuch oder für kleine Abzüge? Dann ist es ziemlich egal. Möchtest du gerne große Poster, Wandbilder oder sogar riesige Werbeplakate für Kunden gestalten, brauchst du natürlich eine hohe Qualität.
Dieser Qualitätsanspruch gilt auch für die Kamera. Es gibt Amateurkameras und Profikameras und verschiedene dazwischen. Die unterscheiden sich größtenteils nur in der Anzahl der Megapixel (= Auflösung). Für das riesige Werbeplakat brauchst du logischerweise mehr Megapixel, also eine Profikamera, die dann auch entsprechend deutlich teurer ist.
Hast du keine hohen Ansprüche reicht auch die Amateurkamera völlig aus.
Natürlich gibt es noch mehr Unterschiede, die aber größtenteils nicht so wichtig sind. Am Wichtigsten für dich ist generell immer: die Kamera sollte gut in deine Hand passen!
Geh deshalb unbedingt in ein Fachgeschäft und nimm einmal verschiedene Kameras in die Hand. Du wirst merken, dass bei manchen Kameras der Auslöser leichter zu erreichen ist als bei anderen. Oder bei einer Kamera verkrampfst du schnell in der Hand, bei der anderen fühlt sie sich an wie festgewachsen.

Spiegellos vs. Spiegelreflexkamera
Die Spiegelreflexkamera war bis vor ein paar Jahre noch das Maß aller Dinge. Bei ihr musst du durch den Sucher gucken. Dein Blick wird dann über einen Spiegel direkt durch das Objektiv gelenkt. Du siehst also die Realität durch den Sucher. Drückst du auf den Auslöser klappt der Spiegel hoch und das Licht, das durch das Objektiv fällt, gelangt nicht mehr zu deinem Auge sondern auf den Sensor, der das Bild aufzeichnet.
Durch das hoch- und runterklappen des Spiegels entsteht das mechanische Klick-Geräusch, das du bestimmt kennst.
Der Nachteil an dieser Kamera: du siehst die Realität… das Foto auf dem Display kann dann ganz anders aussehen je nachdem wie deine Einstellungen waren. Mehr dazu später.
Die spiegellose Kamera hat diesen Spiegel eben nicht mehr. Du schaust auch nicht mehr unbedingt durch den Sucher sondern auf das Display. Dort siehst du direkt das Foto so wie es am Ende rauskommt. Hast du also die Einstellungen so gewählt, dass das Bild zu dunkel wird, siehst du das direkt im Display.
Spiegellose Kameras sind die Zukunft und bald wird sich keiner mehr an Spiegelreflexkameras erinnern. 😉
Viele Spiegellose Kameras haben auch viele coole neue Funktionen wie den Tieraugen-Autofokus. Das heißt die Kamera erkennt automatisch ein Tierauge und stellt darauf scharf. So etwas Ähnliches kennst du von der Gesichtserkennung deines Handys.

Das Objektiv – wichtiger noch als die Kamera
Schauen wir uns jetzt nochmal die Objektive genauer an.
Die wichtige Zahl beim Objektiv ist die Brennweite. Diese wird in mm angegeben und ist immer die große, erstgenannte Zahl.
Je kleiner die Brennweite desto mehr bekommst du auf ein Foto drauf.
50mm sind ungefähr die Realität, also das was dein Auge scharf wahrnimmt.
Alles (deutlich) unter 50mm ist ein Weitwinkel. Du bekommst also noch mehr auf dein Foto, was bei hohen Gebäuden sinnvoll sein kann oder wenn du viel Landschaft oder den Sternenhimmel aufnehmen willst.
Alles über 50mm zieht das Motiv dichter an dich heran.
Für die Pferdefotografie brauchst du mindestens 100mm, damit die Proportionen des Pferdes realistisch sind und du keinen riesigen Kopf und winzigen Körper bekommst.


Festbrennweite vs. Zoomobjektiv
Nun gibt es zwei verschiedene Arten von Objektiven. Zoomobjektive und Festbrennweiten.
Bei einer Festbrennweite, hast du nur 1 Brennweite. Du kannst also nicht zoomen! Wenn du dein Motiv größer im Bild haben willst, musst du dichter herangehen. Man nennt das auch den „Fuß-Zoom“. 😛
Der Vorteil: oft eine bessere Qualität. Erinnere dich hier bitte an das was ich über deinen Anspruch erzählt habe… brauchst du diese höhere Qualität wirklich?
Ein Zoom-Objektiv hat einen bestimmten Brennweiten-Bereich, das es abdeckt. Du kannst also an Ort und Stelle stehen bleiben und dichter heran oder wegzoomen.
Wenn du Pferde auch frei auf der Weide oder geritten fotografieren willst, empfehle ich dir unbedingt ein Zoom-Objektiv!
Der Klassiker in der Pferdefotografie ist ein 70-200mm.
Das bedeutet aber auch, dass du im unteren Bereich von 70 – 100mm leicht verzerrte Pferde bekommst. Achte also darauf immer ein bisschen zu zoomen!

Günstig bis teuer – worin liegen die Unterschiede beim Objektiv?
Generell solltest du dir bewusst sein, dass ein super teures (also auch gutes) Objektiv an einer Billig-Kamera keinen guten Job machen kann. Genauso wird dir ein Billig-Objektiv an einer Profi-Kamera keine Freude machen.
Wenn du dich mit Objektiven beschäftigst, wirst du erstmal erschlagen von Abkürzungen… lass sie mich dir erklären. 😉
Vorne steht immer zuerst die Brennweite. Die habe ich dir bereits erklärt.
Dahinter kommt die maximal mögliche Blenden-Öffnung markiert mit einem F oder auch mit einem Zahlen-Verhältnis wie zum Beispiel 1:4. Was das mit der Blende auf sich hat, erzähle ich dir später.

Gute Objektive und damit auch teurere Objektive haben oft:
- Eine weit offene Blende (z.B. f2.8), mehr dazu später
- Einen Bildstabilisator, der dabei hilft, dass das Bild nicht so schnell verwackelt (je nach Marke gekennzeichnet durch die Abkürzung IS, VR, OS oder VC)
- Einen schnellen und trotzdem leisen Motor, er stellt also schnell und leise scharf (je nach Marke USM, SWM, USD, HSM)
- Eine Kennzeichnung als Profi oder Qualitätsobjektiv (je nach Marke L, SP oder EX)
Römische Zahlen wie II oder III bedeuten, dass es schon das 2. Oder 3. Modell ist mit entsprechenden Verbesserungen zum Vorgängermodell.
Entscheide selbst, was für dich nötig ist.
Hast du eine ruhige Hand? Dann brauchst du vielleicht keinen Bildstabilisator.
Fotografierst du Motive, bei denen du auch kurz warten kannst, bis das Objektiv scharf gestellt hat? Dann braucht es keinen schnellen Motor.
Eventuell reicht dir auch erstmal eine gebrauchte Kamera und gebrauchte Objektive.

Kamera-Einstellungen: Bestimme WIE dein Foto aussehen soll
Super, du hast jetzt also deine Kamera und dein Objektiv. Jetzt geht es darum die richtigen Einstellungen zu finden. Dabei gibt es nicht die universell Richtigen, sondern die für dich in der dieser Situation richtigen Einstellungen.
Es geht hier darum, wie das Foto aussehen soll, dass du machen möchtest.
Einige Einstellungen wirst du nur einmal Anschauen und dann fast nie verändern. Andere wirst du an jedem Tag neu und manche sogar jede Minute oder Sekunde neu einstellen.
Speichern in JEPG oder RAW?
Die erste Entscheidung betrifft das Dateiformat, in dem deine Kamera deine Fotos speichern soll.
Das JEPG-Format hat den Vorteil, dass du das Foto direkt verwenden kannst. Du kannst es direkt auf Facebook posten, per WhatsApp verschicken oder ausdrucken lassen. Die Kamera wird automatisch einen kleinen Filter über dein Bild legen. So hat es gute Kontraste und Farben. Der Nachteil: du kannst nicht mehr so viel in der Bildbearbeitung verändern. Vor allem ein „Retten“ von viel zu hellen oder dunklen Stellen im Bild ist nicht möglich. Ist der Himmel zu hell und du siehst statt Wolken nur weiß, bleibt das so, egal was du tust.
Das RAW-Format ist die Rohversion des Fotos. Um dieses zu bearbeiten brauchst du eine Bildbearbeitungs-Software, die genau dieses Format lesen kann. Und das ist je nach Kamerahersteller (manchmal auch Modell) anders. Und ganz wichtig: du MUSST das Bild auch bearbeiten. Denn meistens sind die Fotos etwas „blass“. Die Kontraste fehlen. Der Vorteil ist, dass du deine Fotos wirklich nochmal verändern kannst und sie hinterher oft viel schöner aussehen als vorher! Und das bedeutet nicht, dass die Bilder „bearbeitet“ aussehen müssen. 😉 Mehr dazu im Kapitel Bildbearbeitung.

Du kannst auch beide Formate gleichzeitig abspeichern lassen. Das vereint beide Vorteile, verbraucht aber natürlich doppelt so viel Speicherplatz und deine Kamera braucht eventuell länger um die Dateien auf deine Speicherkarte zu schreiben.
Wenn du öfters ein „Busy“ oder „Bitte warten“ auf deinem Display siehst, liegt es daran, dass deine Speicherkarte zu langsam ist oder du ihr mit deinem gewählten Dateiformat zu viel zumutest. Jepgs sind kleiner als RAW-Dateien, weil sie nicht so viele Informationen enthalten.

Weißabgleich – für die richtige Farbstimmung
Jetzt stellst du den Weißabgleich ein. Dieser wird oft mit WB abgekürzt und oftmals führt eine Taste direkt dorthin.
Der Weißabgleich bestimmt die Farbtemperatur in Kelvin (K).
Je kleiner die Zahl desto kühler, also blauer wird das Bild. Je höher die Zahl desto wärmer, also gelber wird das Bild.


Warst du schon einmal Glühbirnen einkaufen? Da gibt es die gleiche Angabe! 😉
Auch das natürliche Licht hat je nach Tageszeit und Bewölkung eine unterschiedliche Farbtemperatur. Genauso wie die Glühbirne aus dem Baumarkt.
Du kannst also bei deiner Kamera den Automatischen Weißabgleich (AWB) einstellen und deine Kamera erkennt selbst welche Farbtemperatur der Realität am Ehesten entspricht.
Das passt meistens ganz gut. Und gerade wenn ich keine große Lust auf Bildbearbeitung habe (z.B. bei Urlaubsfotos) lasse ich ihn auf Automatik stehen.

Der Nachteil: die Kamera misst bei jedem Foto neu und entscheidet sich mal so und mal so. Dadurch können Fotos, die eigentlich unter gleichen Bedingungen mit wenigen Minuten Unterschied aufgenommen worden sind, komplett unterschiedlich aussehen.
Deshalb kann es auch sinnvoll sein, selbst zu entscheiden welchen Weißabgleich ich nehmen möchte.
Deine Kamera bietet dir Auswahlmöglichkeiten wie z.B. Tageslicht, Schatten oder Bewölkt an. Probiere einfach mal aus, was sich auf den Fotos ändert und was am Ehesten der Realität entspricht.
Allerdings gibst du auch hier keine konkrete Kelvin-Zahl an, sondern nur einen ungefähren Bereich. Innerhalb diesen Bereichs entscheidet die Kamera auch wieder selbst, so dass es auch hier zu kleinen Farbunterschieden kommen kann.
Wie löse ICH das Problem?
Da ich bei der Pferdefotografie eh JEDES Foto bearbeite und der Weißabgleich nachträglich leicht zu ändern ist, habe ich ihn einfach standardmäßig immer auf Tageslicht. Das passt meistens gut genug, um auf dem Display realistisch auszusehen. Und in der Bildbearbeitung verändere ich es dann meistens eh nochmal. 😉

ISO – Lichtempfindlichkeit vs. Rauschen
Nun kommen wir zu den Einstellungen, die ich jedes Mal anpasse.
Wenn ich also fotografieren will, stelle ich zuerst den ISO ein. Der ISO ist die Lichtempfindlichkeit des Sensors meiner Kamera.
Sehr empfindlich (hohe ISO Zahl) bedeutet, dass ich auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch ein halbwegs helles Bild bekomme. Quasi wie ein Restlicht-Verstärker in der Dämmerung. Der Nachteil: das Bild beginnt zu „rauschen“. Das bedeutet, dass das Bild pixelig aussieht, manchmal entstehen sogar kleine farbige Punkte über das ganze Bild verteilt. Je stärker das ist, desto hässlicher und desto geringer die Bildqualität.

Bei einer niedrigen ISO-Zahl ist der Sensor entsprechend unempfindlich auch gegen stark blendendes Licht. Stell dir vor du stehst auf der Skipiste und die Sonne scheint. Hier brauchst du eine Sonnenbrille.
Generell entscheide ich danach:
- ISO 100: es ist extrem grell, vielleicht sogar mit hell reflektierendem Untergrund
- ISO 200: es ist sehr grell
- ISO 400: die Sonne scheint, es ist hell (oder es ist trotz Bewölkung so hell, dass ich fast eine Sonnenbrille brauche)
- ISO 800: es ist bewölkt
- ISO 1600 und mehr: es dämmert oder ich fotografiere in einer eher dunklen Halle oder in einem dunklen Wald

Blende – Tiefenschärfe und Helligkeit
Als nächstes entscheide ich mich für eine Blenden-Öffnung, die mit einem großen oder kleinen F gekennzeichnet wird.
Die Blende ist eine Öffnung, die man stufenweise schließen oder öffnen kann. Sie bestimmt wieviel Licht und wie stark gebündelt das Licht durch das Objektiv auf den Kamerasensor trifft.
Stell dir die Pupillen von Katzenaugen vor. Im Dunklen sind diese sehr groß, um besonders viel Licht hindurch zu lassen. Wenn es hell ist, sind die Pupillen klein, um nicht geblendet zu werden.
Okay, aber was bedeutet das denn jetzt in der Praxis?
Ist die Blende weit offen (kleine Zahl) kommt viel Licht hindurch. Das bedeutet, dass das Bild heller wird. Gleichzeitig bekommst du eine geringe Tiefenschärfe.
Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder die Tiefenschärfe?
Bestimmt kennst du Fotos bei denen nur das Hauptmotiv scharf ist und alles im Hintergrund verschwimmt unscharf. Das ist eine geringe Tiefenschärfe. In der „Tiefe“, also im Hintergrund ist keine Schärfe mehr.

Möchte ich mehr Tiefenschärfe, also Schärfe auch weiter hinten im Bild, muss ich die Blende schließen (größere Zahl). Gleichzeitig kommt durch die kleinere Öffnung weniger Licht. Dadurch wird das Bild dunkler.
Viele Fotografen nutzen die offenste Blende die möglich ist. Wie offen das ist, bestimmt das Objektiv. Gute Objektive können die Blende bis auf F2.8 oder sogar noch weiter (Z.B. F1.5) öffnen.
Ich mache das sehr selten!
Warum?
Weil mir der Bereich des Bildes, der dann scharf ist, zu gering ist. Stell dir vor, dass alles was du vor dir siehst, auf verschiedenen senkrechten Ebenen liegt. Direkt vor dir ist der Handy- oder PC-Bildschirm. Eine Ebene dahinter ist vielleicht der Schreibtisch zu Ende. Dahinter kommt die Zimmerwand. Durchs Fenster siehst du noch die Ebenen des Balkons, des Baums und der Häuser ganz hinten.
Wenn du ein Pferd vor dir hast, ist die Ebene, die am Dichtesten bei dir ist die 1. Ebene. Also zum Beispiel die Nase. Dann kommen die Augen, die Ohren, der Hals, der Rücken, die Kruppe und dann erst alles was hinter dem Pferd steht.
Was soll alles scharf sein?
Nur die Augen?
Viele Pferdefotografen fokussieren auf die Augen. Das heißt die Augen sind scharf. Bei einer offenen Blende von 2.8 wird der Hals schon unscharf.
Mir ist das zu wenig Tiefenschärfe! Aber das ist meine persönliche Meinung. 😉

Dazu kommt, dass ich oft noch einen Menschen daneben oder auf dem Pferd sitzen habe. Soll dieser auch noch halbwegs scharf sein, auch wenn er nicht direkt auf einer Ebene mit den Pferdeaugen steht, brauche ich mehr Tiefenschärfe, also eine geschlossenere Blende.
Ich nutze deshalb mindestens 4.0. Manchmal auch 5.6.
Der Nachteil daran: der Hintergrund wird nicht mehr ganz so schön unscharf wie bei 2.8. Manchmal malt der Hintergrund so etwas wie große Kreise. Das nennt man „Bokeh“ und das entsteht eben besonders schön bei sehr offenen Blenden.
Du musst dich also entscheiden: wieviel Schärfe darf es denn sein? 😉


Verschlusszeit / Belichtungszeit – Schärfe und Helligkeit
Die letzte Entscheidung, die ich treffe, ist auch die, die ich am Häufigsten ändere.
Mit der Verschlusszeit (oder auch Belichtungszeit) bestimme ich wie lange das Licht durch das Objektiv, durch die Blende auf den Sensor fällt.
Je kürzer diese Zeit, desto dunkler wird das Bild. Je länger desto heller.
Soweit so gut. Das ist aber nur ein Aspekt.
Wenn sich mein Motiv bewegt, kann es nämlich passieren, dass es bei einer zu langen Belichtungszeit unscharf wird. Das Gleiche passiert, wenn ich bei einer langen Belichtungszeit mit der Hand wackle.
Ich versuche immer bei einer Belichtungszeit von 1/1000s bis 1/2000s zu bleiben.
Wenn du noch kürzer wirst, wird das Bild nur dunkler. Schärfer als scharf geht eben nicht. 😉 Nur wenn das Pferd wirklich, wirklich schnell unterwegs ist und die Beine anfangen leicht unscharf zu werden, kann es Sinn machen auf 1/3000s zu gehen.
Die Belichtungszeit ist übrigens auch das Mittel der Wahl, wenn du Geschwindigkeit auf einem Foto darstellen willst. Wenn also nicht alles aussehen soll, wie in der Bewegung eingefroren. Bestimmt kennst du Fotos von Auto-Rennen (oder Fahrrad oder Motorrad), wo das Auto scharf ist, aber die Reifen und vor allem alles im Hintergrund unscharf. Wenn die Tribünen und die Zuschauer nur bunte Streifen im Hintergrund sind. Dann bekommt man als Betrachter eine Vorstellung davon, wie schnell das Auto unterwegs war.
Um das Gleiche mit Pferden hinzubekommen, braucht es sehr viel Übung und auch etwas Glück, weil sich ein Pferd nicht so gleichmäßig bewegt wie ein Auto und natürlich auch nicht in der Form stabil bleibt. Kopf, Rücken, Beine… alles bewegt sich unterschiedlich… Aber das ist ein Thema für Fortgeschrittene und führt hier zu weit.



Das Belichtungs-Dreieck
Bestimmt hast du beim Lesen gemerkt, dass ich immer wieder auf die Helligkeit zu sprechen kam.
Tatsächlich bestimmen 3 Faktoren die Helligkeit deines Bildes:
- ISO – die Lichtempfindlichkeit des Sensors
- Blende – wie viel Licht kommt hindurch
- Belichtungszeit – wie lange trifft das Licht auf den Sensor
Ist es sehr hell draußen und du stellst eine hohe Lichtempfindlichkeit, eine große Blendenöffnung und eine lange Belichtungszeit ein, bekommst du ein weißes Bild. *lol*
Andersherum wird es entsprechend schwarz.
Wenn du ohne klares System alles selbst einstellen willst, bist du schnell überfordert.
Deshalb gehe ich immer so wie oben beschrieben vor. Ich bestimme erst den ISO nach den Lichtverhältnissen, wie ich sie wahrnehme. Die Blende bestimme ich nach der Tiefenschärfe, die ich haben will. Und mit der Belichtungszeit kann ich dann rumspielen… stimmt mein ISO, kann ich mit den Belichtungszeiten zwischen 1/1000s und 1/2000s ein gutes Bild bekommen.
Wird es zu hell, wähle ich zuerst kürzere Belichtungszeiten. Bin ich dann aber bei Zeiten von bis zu 1/4000s angekommen, muss ich nochmal an den ISO ran und ihn entsprechend kleiner wählen.
Wird es zu dunkel, wähle ich längere Belichtungszeiten. Wird das Bild dann irgendwann unscharf, wähle ich lieber einen größeren ISO.
Das ist am Anfang sehr komplex und überfordert dich vielleicht. Aber wenn du dran bleibst, viel übst und auch in Kauf nimmst, dass du manches Bild hinterher in der Bildbearbeitung (RAW-Format!!!) retten musst, wirst du irgendwann gut klar kommen. Und zwar ohne noch groß darüber nachzudenken.
Und dann entscheidest du wirklich komplett selbst wie dein Bild aussieht und lässt nicht die Kamera entscheiden!


Manuell vs. Teilautomatik vs. Automatik
Das was ich dir oben über das Belichtungsdreieck erklärt habe, ist für dich wichtig, wenn du im manuellen Modus fotografierst. Dann stellst du nämlich genau diese 3 Dinge selbst ein.
Du kannst diese Entscheidungen natürlich auch komplett deiner Kamera überlassen und im Automatik-Modus fotografieren. Dann gibst du aber deine komplette Verantwortung ab und hast auch keinen Einfluss mehr darauf wie die Fotos aussehen. Und meistens sind die Automatik-Modi von guten Systemkameras nicht so gut wie die von kleinen Digitalkameras… weil sie dafür eben eigentlich nicht gemacht sind.
Die Hersteller gehen davon aus, dass du selbst vieles einstellen willst, wenn du dir schon so eine Systemkamera kaufst. 😉

Es gibt aber auch noch einen Zwischenschritt, der dir das Lernen etwas leichter machen kann – die Teilautomatiken. Bei der Blendenautomatik, stellst du die Belichtungszeit ein und die Kamera passt dann die Blende (und ISO) so an, dass das Bild gut belichtet ist (also weder zu hell noch zu dunkel). In der Zeitautomatik stellst du die Blende ein und die Kamera passt die Belichtungszeit (und den ISO) an.
Wenn dir der manuelle Modus noch zu schwierig ist, empfehle ich dir für die Pferdefotografie erstmal die Zeitautomatik.
Unscharfer Hintergrund (Brennweite, Blende, Abstand)
Wenn es darum geht einen unscharfen Hintergrund zu bekommen, hast du jetzt schon einen der Hauptpunkte kennen gelernt.
Mit einer möglichst offenen Blende (kleine F-Zahl) wird der Hintergrund unscharf.
Es gibt aber noch zwei weitere Aspekte, die hierbei wichtig sind.
Je größer die Brennweite, desto unschärfer der Hintergrund! Zur Erinnerung: die Brennweite ist quasi der „Zoom-Faktor“, also wie weit zoomst du mit deinem Objektiv heran. Das merkst du, wenn du an einer Stelle stehst und erst das ganze Pferd mit z.B. 100mm Brennweite fotografierst und dann heranzoomst du mit 200mm nur den Kopf fotografierst. Der Hintergrund beim Kopf-Portrait wird unschärfer sein als bei dem Ganzkörper-Foto.

Der dritte Aspekt ist der Abstand… der Abstand zwischen dir und dem Motiv und zwischen dem Motiv und dem Hintergrund.
Der Hintergrund wird umso unschärfer je größer die Distanz zwischen Motiv und Hintergrund ist und je kleiner die Distanz zwischen dir und dem Motiv ist. Dabei ist letzteres für Pferdefotografen eher unwichtig. Wir wollen realistische Proportionen und dafür ist ein großer Abstand zum Pferd nötig.
Wenn du dir das am Anfang nicht merken kannst, ist das kein Problem. Merke dir erstmal nur, dass die Blende nur zum Teil für die Tiefenschärfe verantwortlich ist.
Wenn du dich also einmal wunderst, warum dein Hintergrund noch relativ scharf ist, liegt es an einem dieser anderen beiden Aspekte. 😉
Um das ganze nochmal zusammenzufassen: für einen unscharfen Hintergrund in deinem Pferdefoto brauchst du eine offene Blende, eine hohe Brennweite (zoomen!) und ein Hintergrund, der möglichst weit entfernt ist. Wenn du dein Pferd also direkt neben eine Backsteinwand stellst, wirst du diese niemals ganz unscharf bekommen. Dafür ist es wichtig einige Meter Distanz zwischen Pferd und Wand zu bekommen.


AutoFokus-Einstellungen für ein scharfes Motiv
Jetzt wird es nochmal richtig spannend.
Damit deine Kamera das Pferd selbständig scharf stellt, musst du ihr ein bisschen helfen. Dazu musst du den Autofokus (AF) entsprechend einstellen.
Wahrscheinlich hast du am Objektiv einen Schalter mit AF und MF. Stelle sicher, dass hier der Autofokus angeschaltet ist. Sonst musst du selbst solange am Objektiv drehen bis das Bild deiner Meinung nach scharf ist. 😉 Glaub mir – das macht keinen Spaß und dauert ewig!
Nun schau einmal ob du bei deiner Kamera AF-Einstellungen findest. Für die Pferdefotografie brauchen wir einen kontinuierlichen Auto-Fokus (AF-C oder Al Servo).
Stell dir vor ein Pferd trabt auf dich zu. Du drückst den Auslöser halb, so dass deine Kamera scharf stellt.
Piep Piep.
Scharfgestellt.
Das Pferd trabt weiter und wird immer unschärfer!
Das liegt daran, dass es aus der Schärfeebene (du erinnerst dich?) herausläuft. Wenn du nun Fotos machst, müsstest du innerhalb von Millisekunden ständig neu fokussieren und auslösen (also das Foto machen).
Da das nicht möglich ist, gibt es den kontinuierlichen Auto-Fokus, der mitdenkt und ständig neu fokussiert, so lange du den Auslöser halb oder ganz gedrückt hältst. Jetzt gibt es zwar kein „Piep Piep“ mehr, aber du hörst wie der Motor im Objektiv arbeitet und siehst durch den Sucher oder im Display wie das Pferd ständig scharf bleibt.

Damit deine Kamera aber weiß, WAS sie ständig neu fokussieren soll, brauchen wir eine zweite Einstellung. Und zwar das Autofokus-Messfeld.
Zuerst musst du auswählen, ob du deiner Kamera 1 genauen Punkt zeigen möchtest oder ein kleines oder großes Feld (je nach Kamera gibt es viele verschiedene Varianten). Wenn du das Einzelfeld-Messfeld nutzt, musst du selbst entscheiden welchen exakten Punkt im Bild die Kamera scharf stellen soll. Wenn das Pferd nicht mehr da ist, wo der Punkt liegt, stellt die Kamera nicht mehr das Pferd sondern eben das unter diesem Punkt scharf.

Messfelder aus mehreren Punkten haben den Vorteil, dass mehr Punkte das Pferd abdecken und du nicht ganz so exakt arbeiten musst. Aber wenn innerhalb dieses Feldes etwas anderes dazwischenkommt, kann die Kamera eventuell entscheiden eher das andere und nicht das Pferd scharf zu stellen.
MERKE: die Kamera stellt immer das scharf, was ihr am Nächsten ist!
Fotografierst du also in einer Wiese mit hohen Gräsern stellt die Kamera gerne mal diese Gräser scharf. Hier macht es oft Sinn ein Einzelfeld zu nutzen, das du dann exakt aufs Pferd legst.
Das Problem hast du auf einem Reitplatz oder einer abgefressenen Wiese nicht. Da kann auch ein größeres Messfeld aus mehreren Punkten gut funktionieren.
Hier liegt ein riesiges Potenzial für Fehler. Ein bisschen gewackelt… das Pferd rennt doch woanders hin… ein paar Insekten oder Regentropfen irritieren die Kamera… wenn nur hin und wieder ein Foto unscharf ist, liegt es wahrscheinlich daran, dass der Autofokus nicht exakt da gegriffen hat, wo er greifen sollte.


Was, wenn der Auto-Fokus Probleme hat
Der Autofokus braucht Kontraste, um scharf zu stellen!
Eine komplett weiße Wand wird er nicht scharf stellen können! Stell dir nun aber einen schwarzen Strich auf dieser weißen Wand vor… hier kann eine Kamera quasi durch Versuch und Irrtum so lange hin und herdrehen bis der Strich wirklich ein Strich ist und kein unscharfer grauer Schleier. Bei modernen guten Kameras geht das in Sekundenbruchteilen.
Merkst du, dass dein Bild unscharf und unschärfer, kurz scharf und dann wieder unscharf wird und du einfach nicht abdrücken kannst… dann hat die Kamera keinen Fokus gefunden. Sie hat also Probleme scharf zu stellen.
Das passiert sehr häufig, wenn du Gegenlichtfotos machen möchtest oder es ziemlich dunkel ist (Halle, Wald, Dämmerung). Versuche dann dein Autofokus-Einzelfeld auf Kontrastlinien zu legen. Das kann die Grenze zwischen dunklem und hellem Fell bei einem Schecken sein. Oder die von hinten angeleuchteten Tasthaare oder die Mähne. Notfalls suche etwas, das auf der gleichen Schärfenebene, also direkt links oder rechts von deinem Pferd steht. Vielleicht hast du damit mehr Glück.

Soviel zur Technik. Jetzt geht’s endlich ans Pferd! 😀

Kein eigenes Pferd? Was du tun kannst und was lieber nicht
Wenn du kein eigenes hast, das du fotografieren kannst, hast du ein paar Möglichkeiten.
Bitte geh NICHT einfach zu einer Pferdeweide und fotografiere die Pferde!
Auch wenn du außerhalb des Zauns bleibst, gehören die Pferde jemandem und derjenige möchte vielleicht nicht, dass sein Pferd fotografiert wird. Das gilt ganz besonders, wenn du die Fotos auch irgendwo zeigen möchtest.
Besonders wichtig: heutzutage sind alle Pferdebesitzer sehr empfindlich, wenn Fremde an einer Pferdeweide „herumlungern“. Leider zu recht… Wenn dann nämlich auch noch fotografiert wird, sieht es aus, als würdest du die Weide ausspionieren und überlegen welches Pferd du klauen kannst…
Also BITTE spreche VORHER mit den Leuten, erkläre dass du Hobbyfotograf bist und gerne Pferde fotografieren willst. Und frage um Erlaubnis.
Es gibt viele Facebook-Gruppen in denen Besitzer ihre Pferde als Fotomodels bewerben. Hier findest du bestimmt jemanden, dessen Pferd du fotografieren darfst. In der Regel sind das dann sogenannte „TFP-Shootings“. TFP steht für Time for Prints und bedeutet, dass das Model bzw. hier der Besitzer keine Bezahlung für seine Zeit bekommt sondern stattdessen ein paar Fotos. Wieviele genau und ob der Pferdebesitzer sich diese selbst aussuchen darf, solltet ihr vorher besprechen. Außerdem solltet ihr abklären, was mit den Fotos hinterher passieren darf. Wer darf die Fotos wie nutzen? Im Internet gibt es dafür einige TFP-Musterverträge.


Achtsamer Umgang mit dem Pferd
Wenn du nun mit deiner Kamera vor einem Pferd stehst, sei dir bitte bewusst, dass das für das Pferd komisch und vielleicht sogar gruselig sein kann. Fotografierst du dein eigenes Pferd und ist es generell entspannt mit allem, was du so anschleppst? Dann ist das in der Regel kein Problem.
Vor allem aber wenn du ein fremdes Pferd fotografierst, ist es total wichtig, dass du dich dem Pferd erst einmal vorstellst und ihm auch die Möglichkeit gibst deine Kamera zu untersuchen. Wie du das machst ohne dein teures Equipment zu gefährden, so wie viele weitere Aspekte der achtsamen Pferdefotografie habe ich dir hier beschrieben:
Hier nur noch so viel: kein Foto ist es wert, das Pferd dafür zu verunsichern, zu ängstigen oder zu bedrängen.
Als achtsame Pferdefotografin warte ich lieber mit Geduld darauf, dass es mir von sich aus einen schönen Moment schenkt. Gerne nutze ich auch die Tierkommunikation, um dem Pferd meinen Wunsch oder ein mögliches Motiv, das ich gerne hätte, als Bild in Gedanken zu schicken. Das bedeutet natürlich nicht, dass das Pferd das dann immer auch macht. 😉 Aber manchmal schenkt es einem tatsächlich genau das, was man sich gewünscht hat. Oder es hat eine andere (bessere) Idee…

Und wenn es so gar keine Lust hat, dann ist das auch okay. Dann lass es gut sein und versuche es an einem anderen Tag nochmal.
Du möchtest schließlich, dass das Pferd dich in guter Erinnerung behält und beim nächsten mal wieder gerne mitmacht. Oder soll es in Zukunft beim Anblick einer Kamera sofort genervt „aufstöhnen“ oder die Flucht ergreifen?
Wenn es sich um ein bezahltes Fotoshooting handelt, kannst du gemeinsam mit dem Besitzer überlegen was das Pferd gerne tut und die Situation so aufbauen, dass das Pferd sich wohl fühlt und gerne mitmacht.

Das richtige Licht
Jetzt geht es endlich ans Fotografieren!
Am Einfachsten fotografiert es sich bei bewölktem Himmel. Dann hast du nämlich kaum oder keine Schattenbildung. 😉 Scheint die Sonne ist es wichtig, dass sie eher tief am Himmel steht. Im Winter in Deutschland tut sie das eigentlich eh immer. Aber im Sommer solltest du definitiv eher am frühen Morgen oder in den späten Abendstunden fotografieren.

Zwischen den Licht- und Schattenflecken entstehen sonst sehr starke (harte) Kontraste. Dann musst du dich entscheiden, ob du deine Belichtung (ISO, Blende, Verschlusszeit) so einstellst, dass die hellen Flecken gut aussehen – dann sind die Schatten schwarz – oder die dunklen Flecken gut aussehen – und die hellen Flecken sind dann weiß.
Klar, in der Bildbearbeitung kannst du vieles davon wieder korrigieren, aber wenn es richtig extrem ist, wirken die Fotos hinterher meist unnatürlich.

Dazu kommt, dass bei hoch stehender Sonne keine Lichtreflexe im Pferdeauge entstehen. Das Pferd hat dann so schwarze Augen, dass es „tot“ wirkt. Natürlich kann man versuchen, dass in der Bildbearbeitung irgendwie hinzubekommen. Aber das ist nicht mein Ansatz.


Je tiefer die Sonne steht desto besser kannst du auch romantische Gegenlichtaufnahmen machen. Achte dabei darauf, dass du bei einer Spiegelreflexkamera nicht durch den Sucher in die Sonne schaust… das ist mindestens so gefährlich wie direkt in die Sonne zu schauen. Durch das Glas im Objektiv werden die Strahlen aber auch noch gebündelt. Also besser nicht ausprobieren sondern in dem Fall lieber den „Live-View“ nehmen. Dann schaust du genauso wie bei einer spiegellosen Kamera auf das Display.

Richtiges „Zauberlicht“ entsteht oft dadurch, dass das Licht der Sonne nochmal gebrochen wird – durch Staub in der Luft oder durch Blätter von Bäumen oder Büschen.
Hier gilt: einfach mal verschiedene Winkel zur Sonne und verschiedene Standorte ausprobieren und gucken was passiert! 😉


Perspektive, Perspektive, Perspektive!
Nun stehst du also bei super Licht vor einem Pferd und möchtest ein schönes Foto machen.
Bei der Pferdefotografie ist die Perspektive entscheidend.

Damit das Pferd keinen Riesenkopf und Stummelbeine bekommt:
Zu aller erst solltest du etwas Abstand zum Pferd bekommen. Du erinnerst dich: nutze mindestens eine Brennweite von 100mm. Damit du das Pferd damit komplett aufs Bild bekommst, musst du schon etwas weiter weggehen. 😉 Für ein Kopfportrait braucht es nicht ganz so weit zu sein.
Entscheide dich also am Besten vorher, was du machen möchtest. Wenn du für beides bereit sein willst, stell dich so hin, dass du mit 100mm das ganze Pferd drauf hast und dann nur auf 200mm (oder falls du mehr hast auch mehr) zoomen musst um den Kopf halbwegs formatfüllend im Bild zu haben.


Der richtige Moment – schöne Posen des Pferdes
Die schönsten Pferdefotos entstehen meistens von schräg vorne. Ausnahmen bestätigen die Regel. 😉
Also platziere dich entsprechend… und dann warte. Warte darauf, dass das Pferd den Kopf hebt und die Ohren spitzt, wenn du ein schönes aufmerksames Portraitfoto machen möchtest.

Meiner Erfahrung nach gibt es immer einen Moment, wo genau das passiert. Außer das Pferd frisst oder schläft. 😉 Und selbst dann kann es immer wieder mal kurz hochgucken. Pferde sind Fluchttiere und müssen ihre Umgebung ständig überwachen. Deshalb gibt es immer wieder Momente, wo etwas ihre Aufmerksamkeit fesselt.
Diesen Augenblick – und ist er noch so kurz – nutze ich.
Dafür braucht es natürlich auch Übung.

Besonders schön sind Portraits immer dann, wenn das Pferd den Kopf relativ hoch trägt und dabei auch leicht dreht. Und wenn du möglichst viel vom Hals im Bild hast.
TIPP: Schau dir Fotos an, die dir gefallen und analysiere genau – wie steht das Pferd? Wo stand der Fotograf? Von wo kommt das Licht?
Du kannst dein Pferd natürlich auch mit Leckerli in die richtige Position lenken… oder einmal kurz punktuell seine Aufmerksamkeit mit einem Rascheln einer Tüte wecken.

Aber BITTE achte dabei genau auf die Mimik deines Pferdes. Bekommt es Angst? Wird es skeptisch? Oder wird es durch das Leckerli hektisch, übereifrig und unkonzentriert? Und im Anschluss vielleicht frustriert, weil es nicht versteht wofür es ein Leckerli bekommt und wofür nicht?
Wichtig ist den Reiz sofort wegzunehmen, wenn dein Pferd die richtige Reaktion zeigt, also die Ohren spitzt! Ein Dauerrascheln oder ein Abspielen einer Wieher-App, wo ein Pferd 15x hintereinander wiehert, ist einfach nur nervig und keine schöne Erfahrung fürs Pferd!

Sehr beliebt sind auch Fotos von hinten oder schräg von hinten „über den Rücken“. Hier ist es wichtig, dass du einen guten Winkel erwischst, damit das Pferd keinen Riesenhintern hat und der Blick vom Betrachter wirklich ins Gesicht des Pferdes wandert.



Die richtige Höhe
Wichtig ist außerdem die richtige Höhe zu finden. Je weiter entfernt du bist, desto unwichtiger wird es. Aber gerade bei Ponys ist es wichtig, dass du dich auf ihre Höhe begibst.
Faustformel: Kamera immer auf die mittlere Höhe von dem, was du fotografieren willst.
Willst du ein Pferd komplett fotografieren, sollte die Kamera also ungefähr auf Brusthöhe des Pferdes sein. Und bei einem Kopfportrait etwas unterhalb der Augen.
Das bedeutet, dass du dich gerade bei Ponys oft hinhocken und bei Fohlen vielleicht sogar hinlegen musst. 😉


Bildaufbau & Bildgestaltung
Bis hierhin war das schon ganz schön viel und anfangs wirst du dich gar nicht auf alles konzentrieren können.
Aber ein großer Aspekt eines wirklich guten Fotos ist eben auch die Bildgestaltung und der Bildaufbau.
Dazu gehört vor allem, dass du darauf achtest wo du das Pferd fotografierst und was man im Hintergrund sieht. Manchmal reicht es sich 1-2 Grad nach links oder rechts zu drehen und man hat einen Busch statt den Misthaufen im Hintergrund. 😉
Wichtig ist, dass der Hintergrund möglichst harmonisch ist (Farben, Licht/Schatten, Linien). Das kann auch eine Backsteinwand sein!
Stell dir als Negativbeispiel einmal vor, du hast im Hintergrund Häuser verschiedener Farben, die zum Teil hell angeleuchtet sind von der Sonne, dann steht da im dunklen Schatten ein Traktor und weiter vorne liegen grell bunte Sprungstangen wie Mikados herum. Da weiß man gar nicht wohin man zuerst gucken soll… Das lenkt dann natürlich extrem vom Pferd im Vordergrund ab!
Also – achte auf den Hintergrund.


Als zweites ist es wichtig wo du das Pferd im Bild platzierst. Wo schneidest du bei einem Portrait ab? Ist es ein Hoch- oder Querformat Foto… all das entscheidet ob ein Foto WIRKLICH gut ist, führt hier aber zu weit.
Für Fortgeschrittene noch ein Hinweis:
Ganz besondere Fotos rahmen das Pferd oftmals ein und spielen mit den Gegebenheiten vor Ort. Du kannst dich zum Beispiel extra so hinhocken, dass du noch vor dem Pferd unscharfe Gräser im Bild hast. Dadurch wirkt es ein wenig so, als hättest du das Pferd aus einem Versteck heraus heimlich fotografiert. Das Foto wirkt außerdem 3-dimensionaler und lebendiger.


Oder du arbeitest mit Linien aus Ästen oder Baumstämmen, die dein Foto „durchschneiden“.
Beschäftige dich hier auch gerne mal mit der Drittelregel oder dem Goldenen Schnitt.


Bildauswahl – viel Schrott ist normal!
Nun kommst du mit vielen, vielen Fotos nach Hause und gehst sie auf deinem Laptop oder PC durch.
Bitte sei nicht enttäuscht, wenn die meisten Fotos nichtssagend oder nicht schön sind!
Es ist völlig normal, dass nur ein Teil der Fotos überhaupt wert sind behalten zu werden.
Auch als Profi! Ich lösche meistens sofort ca. die Hälfte aller Fotos! Am Ende bleibt meistens 1/3 übrig, das in Ordnung ist. Und darunter sind dann ein paar Fotos, von denen ich richtig begeistert bin. Meine Kunden sind übrigens meistens von deutlich mehr Fotos begeistert. 😉

Das liegt an einem sehr merkwürdigen Effekt:
Nur weil du mehr Übung hast und besser wirst, heißt das nicht, dass dir mehr deiner Fotos gefallen! Am Anfang vielleicht. Aber du wirst schnell an einen Punkt kommen an dem dein eigener Anspruch genauso schnell wächst wie dein Können. 😛 Du machst also immer bessere und bessere Fotos, siehst aber auch immer mehr Fehlerchen und wirst immer kritischer mit deinen eigenen Fotos.
Das ist normal!
Lass dich davon nicht frustrieren, sondern schau ab und zu mal auf Fotos, die du vor ein paar Jahren gemacht hast. Und vergleich dich nicht so viel mit anderen Fotografen. Wenn du das als positive Inspiration nutzen kannst, dann tu das. Aber wenn du merkst, dass es dir danach eher schlechter geht und du dich selbst damit klein machst, hör auf!
Diese Erfahrung durfte ich selbst auch schon machen.

Bildbearbeitung: hole das Beste heraus
Der letzte Schritt in der Fotografie ist die Bildbearbeitung.
Früher fand ich das doof. Für mich musste ein Foto perfekt aus der Kamera kommen. Kennst du den Gedanken? 😉
Aber keine Kamera ist perfekt und du limitierst dich damit selbst. Lerne zumindest die Grundlagen der Bildbearbeitung und du wirst regelmäßig staunen WIE viel schöner deine Fotos aussehen. Und dafür reicht es meistens schon an 2-3 Reglern zu drehen. 😉
Hier kannst du auch den Ausschnitt nochmal optimieren und korrigieren falls der Horizont ein bisschen schief geworden ist. Du wirst dich wundern wieviel das schon ausmachen kann.

Ich bin relativ faul in der Bildbearbeitung… 😛
Deshalb (und weil ich es schöner finde) sehen meine Fotos in der Regel nicht aus als wären sie bearbeitet. Aber das sind sie!
Alle!
Nur eben nicht besonders stark. 😉
Ich nenne meinen Stil die „Natürliche Bildbearbeitung“, die ich dir in diesen Blogartikeln beschreibe:
- Teil 1 – Wie, wo, was… Wieso, weshalb, warum
- Teil 2 – Wie ich mit Licht deinen Blick leite
- Teil 3 – Insekten, Zäune und Co. – Ist das Natur oder kann das weg?

Fazit
Lerne deine Kamera zu bedienen, um die volle Kontrolle über dein Foto zu bekommen. Mit ISO, Blende und Belichtungszeit kontrollierst du die Helligkeit und Schärfe im Bild.
Nutze eine offene Blende, geh auf Abstand und nutze mindestens einen Zoom mit 100mm Brennweite, um realistische Proportionen des Pferdes zu bekommen.
Fotografiere eher bei tief stehender Sonne und achte auf einen schönen, harmonischen Hintergrund.
Geh achtsam mit dem Pferd um, achte auf seine Gestik und Mimik und bedränge oder verunsichere es nicht.
Positioniere dich am Ehesten schräg vor dem Pferd und warte auf einen guten Augenblick für ein schönes Foto. Für ein ausdrucksstarkes Foto ist es am Besten, wenn das Pferd den Kopf relativ hoch hält, vielleicht den Hals zur Seite biegt und die Ohren spitzt.
Such die schönsten Fotos aus und bearbeite sie, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen.
Denk daran: kein Meister ist vom Himmel gefallen. Ich fotografiere seit über 20 Jahren Pferde. Es braucht einfach viel Übung. 🙂
Wenn du von mir lernen möchtest, findest du hier die aktuellen Termine meiner Onlineseminare und offline Workshops, sowie weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit:
Und komme gerne in meine kostenlose Facebook Gruppe „Achtsame Pferdefotografie“ [klick]. Dort bekommst du Feedback zu deinen Fotos. Das ist der beste Weg, um sich zu verbessern! Schließlich musst du dazu wissen, was du besser machen kannst. Und irgendwann wirst du in der Lage sein deine Fotos selbst zu analysieren und selbst zu sehen was du hättest besser machen können. Und irgendwann siehst du das nicht mehr hinterher sondern schon beim Fotografieren! 🙂
Wow, super lehrreicher und guter Artikel!
Vielen herzlichen Dank liebe Anne! 😀