Stress, Angst, Sorgen, Verunsicherung und Schmerzen sind Pferden ins Gesicht geschrieben. Leider siehst du auf vielen Fotos in den sozialen Medien, in Werbebotschaften, aber auch auf alten Gemälden und Statuen genau das! Dadurch ist es leider für viele Menschen normal geworden, dass Pferde so aussehen. Doch das ist es nicht!
Ich möchte einen Unterschied machen und wieder dafür sensibilisieren wie glückliche, zufriedene und gesunde Pferde eigentlich aussehen. Doch um nur noch solche Fotos verbreiten zu können, muss ich sie erst einmal aufnehmen.
Ein schönes Pferdefoto entsteht, wenn sich das Pferd vor der Kamera wohl fühlt! Ich möchte dir zeigen, was es bedeutet Pferde achtsam und respektvoll zu fotografieren und warum die dabei entstehenden Fotos viel schöner sind als die meisten traditionell fotografierten.
Wie wirken Kameras und Fotoshootings eigentlich auf Pferde?
Neulich auf der Weide, ein Pferd zum anderen:
„Menschen machen komische Sachen. Das ist ja nichts Neues. Aber letztens, da kam doch echt eine Frau mit so einem großen Ding an… Vorne dran ein riesiges Auge, das mich immer wieder ins Visier nahm! Das war richtig unheimlich, wie mich das verfolgt hat! Das war bestimmt ein einäugiges, pferdefressendes Monster! Und dann hat das Ding auch noch so komisch geklickt… Am Liebsten wäre ich weggelaufen und hätte mich davor versteckt. Aber das ging ja nicht. Mein Frauchen hat mich ja festgehalten.
Nur war das ja noch gar nicht das Schlimmste! Als wären plötzlich alle Menschen verrückt geworden, wurde mein Frauchen plötzlich total pingelig. Sie schob mich von links nach rechts und von rechts nach links und nichts schien ihr gut genug zu sein. Als ich einmal auf ihre komische rosa Decke (=> Kleid) getreten bin, ist sie total hysterisch geworden. Warum hat sie das überhaupt getragen? Macht sie doch sonst auch nicht…
Ja, und dann kamen auch noch 2 andere Frauen und fingen an ganz fürchterliche Monster auszupacken und damit herumzuwedeln. Es war zum Fürchten, das kannst du mir glauben! Ich bin wirklich froh das überlebt zu haben!“
Eine Fotokamera ist für viele Pferde etwas sehr Ungewohntes. Zum einen ist gerade eine Profi-Kamera groß und macht dazu noch Geräusche. Zum anderen verfolgt das riesige „Auge“, also das Objektiv, das Pferd. Egal wohin das Pferd geht, ob es unsicher wird oder Beschwichtigungssignale gibt… das Auge bleibt immer auf das Pferd gerichtet. Das gleiche gilt auch für das Smartphone. Wenn wir damit ein Foto von unserem Pferd machen wollen und dazu das Pferd mit unseren Augen und der Handykamera fixieren, ist das für so manches Pferd schon zu viel Energie und Druck!
Bestimmt hattest du auch schon die Situation: dein Pferd guckt gerade so süß und du holst das Handy heraus, um es zu fotografieren. Und plötzlich guckt es weg, nimmt die Ohren zur Seite und bekommt Sorgenfalten über den Augen… das sind Signale von Unsicherheit und Stress.
Manchmal hilft es schon, selbst nicht mehr ganz so frontal zum Pferd zu stehen, sich deutlich zu entspannen und nicht angestrengt auf das Handydisplay zu starren.
Natürlich laufen nicht alle Fotoshootings auf die Art und Weise ab, wie oben beschrieben, und ein guter Fotograf achtet darauf, dem Pferd keine Angst zu machen. Dennoch möchte ich im Folgenden noch im Detail darauf eingehen, wie du es besser machen kannst, damit dein Pferd sich wohl fühlt und schöne Fotos entstehen können!
Achtsamkeit
Bevor es jedoch um die Achtsame Pferdefotografie geht, möchte ich dir noch einmal kurz erklären, was Achtsamkeit für mich bedeutet. Denn dieses Modewort wird ja inzwischen vielfältig verwendet. Für mich bedeutet achtsam sein, vor allem im Hier und Jetzt zu sein. Ich bin wirklich ganz DA und registriere genau, was um mich herum passiert. Meine Gedanken drehen sich höchstens um das was im Augenblick passiert ohne jedoch zu sehr ins analysieren und interpretieren abzudriften, denn dann kann ich meistens schon nicht mehr so viel um mich herum wahrnehmen.
Wenn ich achtsam bin, nehme ich auch mehr wahr und kann besser auf die Bedürfnisse des Pferdes eingehen und Rücksicht nehmen. Achtsamkeit hat für mich auch viel mit Respekt und Höflichkeit zu tun.
Achtsamkeit ist ein wundervolles Mittel gegen Stress und kann gelernt werden! Je öfter du dir dafür Zeit nimmst, desto leichter fällt es dir. Und die Pferde sind dafür wunderbare Lehrmeister.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie ich die Achtsamkeit im täglichen Umgang mit dem Pferd nutze, kannst du HIER mehr darüber lesen.
Achtsame Pferdefotografie beginnt, bevor du deine Kamera in die Hand nimmst
Würdest du dich einfach in die Fußgängerzone stellen, dir einen Menschen heraussuchen und ganz offensichtlich diesen mit der Kamera verfolgen und fotografieren? Eher nicht, oder? 😉
Hockst du dich lieber in eine Seitengasse und fotografierst von dort heimlich die Menschen? Fühlt sich auch nicht gut an, oder? Es ist tatsächlich sogar verboten einfach so Fotos von einzelnen Menschen zu machen (Thema Datenschutz!).
Auch bei den Pferden ist es mir wichtig mich nicht einfach auf die Weide zu schleichen, mich dort in eine Ecke zu hocken und wie ein Raubtier auf meine Beute zu warten…
Was also kannst du tun, um direkt positiv zu starten?
Ankommen und Atmen
Komm erst einmal ganz vor Ort an. Bleibe stehen, atme mehrfach tief in den Bauch und konzentriere dich einmal nur auf deine Atmung. Lächle und entspanne deine Gesichtsmuskulatur. Achte darauf, dass auch deine Augen „weich“ werden und mitlächeln.
Löse deine Zunge vom Gaumen und entspanne deine Kiefermuskulatur.
Kreise deine Schultern, bewege den Nacken und löse deine vielleicht verkrampfte Muskulatur.
Nutze all deine Sinne: wonach riecht es? Was hörst du? Wie fühlen sich deine Füße auf dem Boden, die Kleidung auf deiner Haut an? Was siehst du alles?
Höfliche Begrüßung
Nun, da du entspannt und ganz im Hier und Jetzt bist, kannst du zu den Pferden gehen und dich höflich vorstellen. Nähere dich selbstbewusst, aber entspannt und respektvoll. Bleibe ca. 1 Meter vor dem Pferd stehen und halte ihm deinen ausgestreckten Handrücken entgegen. Höchstwahrscheinlich wird das Pferd die Nase vorstrecken und deinen Handrücken berühren. Das ist wie der Handschlag zwischen Menschen und tatsächlich begrüße ich immer und jedes Pferd auf diese Weise, egal in welcher „Funktion“ ich bei ihnen bin.
Was tun bei aufdringlichen Herden
Wenn du in eine Pferdeherde hinein gehst, kann es natürlich auch sein, dass du neugierig umringt und bedrängt wirst. Die einfachste Art und Weise dir mehr Raum zu verschaffen und die Pferde auf Abstand zu bringen, ist einfach nur für dich wie ein Hampelmann hoch und runter zu springen oder die Arme seitlich um dich herumzuschleudern, als würdest du sie lockern wollen.
Tu das einfach nur für dich, als wären die Pferde gar nicht da. DU hattest einfach gerade Lust dazu. 😉
Du wirst sehen, dass die Pferde nicht getroffen werden wollen und automatisch vor deiner Energie zurückweichen. Gleichzeitig ist es keine Energie, die GEGEN sie gerichtet ist und somit gibt es auch keinen Angriffspunkt für Gegenwehr.
Sobald du etwas Platz gewonnen hast, löse dich einfach aus der Gruppe.
Die Kamera vorstellen
Hast du eine große Spiegelreflexkamera um deinen Hals oder Schulter hängen, wirst du bereits bei der Begrüßung sehen, ob das Pferd eher neugierig ist, neutral oder das Ding skeptisch oder sogar ängstlich beäugt.
In jedem Fall nehme ich die Kamera einmal in die Hand und halte es mit dem Objektiv in Richtung Pferd locker vor dem Körper. Dabei stehe ich entspannt mit einem Bein angewinkelt und warte erst einmal ab.
Neugierige Pferde beginnen schnell die Kamera zu untersuchen. Ich achte dabei darauf, dass sie schnuppern dürfen, mehr aber natürlich nicht. Ich versuche die Kamera so zu halten, dass das Pferd sich vor allem mit der Gegenlichtblende vorne am Objektiv beschäftigt. Diese besteht einfach nur aus Plastik, so dass nichts passiert, wenn das Pferd doch mal hineinbeißt. 😉
Wird das Pferd zu rabiat, nehme ich die Kamera einfach weg und gehe. Jegliches „Nein“ oder sogar strafen kann gerade bei sehr jungen Pferden schnell dazu führen, dass das für sie ein lustiges Spiel wird. Indem ich ganz eindeutig weggehe, erkläre ich ihnen, dass ich nicht für ein Spiel zur Verfügung stehe.
Bei eher ängstlichen Pferden nehme ich mir Zeit und lobe jede Annäherung und sich damit beschäftigen. Ich achte sehr darauf selbst total entspannt und locker zu sein. Und ich zeige ihnen deutlich mehr. Wenn der reine Anblick okay ist, drücke ich einmal den Auslöser, fahre das Objektiv raus (wenn das Objektiv so gebaut ist, dass es das kann) und hebe die Kamera einmal vor mein Gesicht. Erst, wenn das Pferd sich wieder entspannt etwas anderem widmet, kann ich es fotografieren!
Wenn ich mir diese Zeit nicht nehme, kann allein die Kamera Skepsis, Besorgnis oder sogar Angst beim Pferd auslösen, was dann auf dem Foto zu sehen sein wird.
Erklären, was ich vor habe
Vielleicht glaubst du an Tierkommunikation (HIER berichte ich über meine Erfahrungen)… Aber auch wenn nicht, es schadet auch nicht, dem Pferd einfach zu erzählen was ich genau vorhabe. Ob du es glaubst oder nicht. Dadurch haben mir die Pferde manches mal schon genau das Motiv geschenkt, was ich mir gewünscht hatte. 🙂
Die Kunst unsichtbar zu werden
Nun kannst du dir den richtigen Ort aussuchen, von dem aus du das perfekte Licht und einen schönen Hintergrund hast. Je nachdem wie sicher du dich dort fühlst, kannst du dich auch hinsetzen und wieder beginnen dich auf deine Atmung und die Umgebung zu konzentrieren.
Sei im Moment, werde Teil der Herde bzw. Teil der Umgebung.
So werden sich die Pferde nicht mehr von dir stören lassen. Vielleicht kommt nur einmal eines neugierig bei dir vorbei. 😉
Lerne die Mimik und Gestik von Pferden zu lesen
Um wirklich einen Unterschied in dieser Welt zu machen und nur noch positive, schöne und glückliche Pferdefotos zu zeigen, ist es wichtig, dass du erkennst, wann ein Pferd anfängt besorgt zu schauen. Ich gehe davon aus, dass du ein panisches Pferd mit weit aufgerissenen Augen erkennen kannst. 😉 Aber davor passiert schon sooo viel im Gesicht eines Pferdes!
Lerne das zu lesen, denn häufig haben Veränderungen in der Mimik des Pferdes mit dir zu tun. Egal ob du mit dem Pferd arbeitest oder es fotografierst. 😉
Es ist nicht schlimm, wenn du erkennst, dass dein Pferd besorgt oder verunsichert ist. Es ist schlimm, wenn du es nicht siehst und nichts dagegen tust!
Besonders wichtig ist hier auch Stress zu nennen, denn langanhaltender Stress führt dazu, dass sie Sorgen-Mimik ständig zu sehen ist. Genauso bei Schmerzen! Pferde leiden meistens stumm und daher ist es so wichtig ihre Mimik lesen zu lernen, um ihnen frühzeitig helfen zu können.
Angst, Stress und Schmerzen – darauf kannst du achten
Auch wenn wir meist als erstes lernen auf die Ohren eines Pferdes zu achten – an den Augen kannst du meist viel mehr ablesen.
Ist der Blick wach und klar? Entspannt? Oder sieht das Pferd besorgt, traurig oder abwesend aus? Wenn du wirklich einmal genau hinschaust, wirst du das vermutlich erkennen.
Es gibt verschiedene Warnsignale in der Mimik, die alle auf Angst, Sorge, Stress und Schmerzen hinweisen KÖNNEN. Es kommt im Detail darauf an welche Signale zusammen kommen und wie lange und in welcher Situation sie gezeigt werden.
Hier eine Liste von Signalen, die dich zu mindestens aufmerksam werden lassen sollten:
- Dreieckige Augen
- Sorgenfalten über den Augen
- Tiefe Kuhlen über den Augen
- Schwellungen unter dem Auge
- Starke Adernbildung im Gesicht
- Gut sichtbare Muskelstränge seitlich zwischen Maul und Wange (angespannte Kaumuskulatur)
- Zusammengepresste Lippen
- Angezogene Ober- oder Unterlippe
- Aufgeblähte Nüstern (gut sichtbare Knorpelränder)
- Hochgezogene längliche Nüstern mit Faltenbildung darüber
- Ohren seitlich nach hinten unten
Wie gesagt, nicht alles muss sofort auf Angst, Stress oder Schmerzen hindeuten. Aber je mehr Signale du siehst und je länger sie anhalten, desto eher solltest du dich auf Spurensuche begeben!
Was tue ich, wenn ich beim Fotografieren Verunsicherung erkenne?
Erkennst du, dass das Pferd, das du fotografierst, zunehmend besorgt aussieht, achte darauf zu lächeln und mit einem weichen Blick durch die Kamera zu schauen. Entspann dich und atme tief in den Bauch.
Hilft das nicht, nimm die Kamera herunter, steh auf und bewege dich ein bisschen. Zeig dem Pferd, dass du nur ein Mensch bist und vielleicht gehst du auch nochmal hin und zeigst ihm die Kamera. Fotografiere erst weiter, wenn sich das Pferd wieder entspannt hat.
Wie wir uns ständig desensibilisieren
Jetzt, wo du weißt, worauf du achten kannst, wird dir auffallen, dass unglaublich viele Pferde einen besorgten Gesichtsausdruck haben! Dadurch, dass wir ständig mit diesem Bild umgeben sind, speichert unser Gehirn das als „normal“ ab. Und in Folge dessen wird es uns gar nicht mehr auffallen!
Wir desensibilisieren uns ständig selbst… genauso wie wir unsere Pferde gegenüber gruseligen Gegenständen wie Regenschirmen oder Fliegenspray desensibilisieren.
Selbst Pferde in alten Gemälden und Pferdestatuen in den Städten sind meistens geradezu panisch! Klar, so ein Heeresführer oder Kaiser sieht natürlich viel imposanter und gefährlicher aus, wenn das Pferd unter oder neben ihm steigt, das Maul aufreißt, große Augen und geblähte Nüstern hat…
Wirklich schade, um nicht zu sagen furchtbar, ist es aber, wenn wir besorgte Pferde in der Werbung sehen. Da wird in einer Pferdezeitschrift für ein pferdefreundliches Produkt geworben… ein Produkt, das ich tatsächlich gut finde! Aber das Pferd, was dafür wirbt, schaut unglücklich und ängstlich aus!
DAS ist keine gute Werbung!
Auch wenn viele das gar nicht bewusst wahrnehmen, im Unterbewusstsein spüren wir doch, dass das nicht schön ist und fühlen uns deshalb auch nicht davon angezogen! Und somit ist der Sinn der Werbung verfehlt!
Achtsames Pferdeportrait
Nun hast du bereits gelernt, wie du dich achtsam und höflich dem Pferd gegenüber verhältst. Als nächstes möchte ich dir zeigen, wie du wirklich schöne Pferdefotos machen kannst. Wenn es um die technischen Dinge geht, lese bitte HIER nach.
Pferdeportraits, aber auch Standfotos von Pferden, werden meistens gestellt. Das heißt, das Pferd wird entsprechend perfekt platziert und dann in eine ansprechende Pose gelockt (mit Leckerlis) bzw. durch Hilfsmittel dazu gebracht, in die gewünschte Richtung zu gucken. Solche Hilfsmittel können vom Tütenstöckchen bis hin zu Reflektoren, Regenschirmen und bunten Luftballons alles sein. Außerdem gerne verwendet, werden Apps, die das Handy wiehern lassen.
In Maßen verwendet ist es durchaus in Ordnung so vorzugehen! Wichtig ist, dass alle Beteiligten genau wissen, was sie tun und miteinander reden. Im Zweifel braucht der Fotograf nur 1 Sekunde, wo das Pferd perfekt steht und guckt und macht DAS perfekte Foto.
Minutenlang mit Dingen herumwedeln und fremdes Pferdewiehern führt dagegen zu viel Stress!
Entweder zieht sich das Pferd in sich zurück und erstarrt oder beginnt hektisch zu werden. Beides nicht schön für Pferd, Mensch und auch nicht für die Fotos!
Jede „Pose“ des Pferdes ist jedoch eine natürliche Haltung, die das Pferd auch in der Natur immer mal wieder einnimmt. Du brauchst nur mehr Geduld! Und eventuell ist die eine Pose, die du dir gewünscht hättest, einmal nicht dabei. 😉
Um auf eine achtsame Art und Weise schöne Pferdeportraits zu machen, ist es wichtig:
- Auf den richtigen Moment zu warten statt ihn zu erzeugen
- Sich selbst an den perfekten Ort zu bewegen statt das Pferd zu bewegen
- Zu akzeptieren, dass das Pferd vielleicht gerade nicht am perfekten Ort steht
- GEDULD zu haben und abzuwarten, was das Pferd von sich aus anbietet
- Das Pferd nicht zu verunsichern, zu ängstigen oder zu stressen
- Weder durch die Kamera selbst
- Noch durch die Bewegungen / Energien des Fotografen
- Noch durch das übermäßige Wedeln mit Plastiktüten und Regenschirmen
- Das Pferd nicht nerven und akzeptieren, wenn es „Nein“ sagt und weggeht (dann zumindestens eine Pause machen oder dein Verhalten ändern)
Achtsame Freilauf-Fotos
Auch Freilauf-Fotos des Pferdes im Trab oder Galopp können achtsam und respektvoll entstehen. Viel Druck durch Peitschenknallen und hinter dem Pferd herrennende Menschen spiegelt sich sonst sofort im Ausdruck des Pferdes wieder.
Am Besten ist es, wenn du bzw. der Pferdebesitzer weiß, wann das Pferd sich gerne am Liebsten schneller bewegt! Dann könnt ihr versuchen diese Situation zu erzeugen.
Möglichkeiten sind zum Beispiel:
- Das Eröffnen einer neuen Weide
- Das Pferd alleine auf eine Weide oder den Reitplatz lassen
- Das Pferd mit seinen besten Spielkumpels auf eine Weide oder den Reitplatz lassen
- Ein neues Pferd kommt in die Herde
Eine andere Möglichkeit ist, dem Pferd beizubringen auf dich zuzulaufen. Dann kann ein Helfer es an der einen Seite der Weide festhalten bis du in Position bist und dann rufst du dein Pferd zu dir. Das lässt sich natürlich besonders gut mit Futter belohnen und führt dazu, dass dein Pferd wahrscheinlich sogar mit gespitzten Ohren über die Weide trabt oder galoppiert!
Achtsame Fotos von Mensch & Pferd
Ich selbst fotografiere am Liebsten Menschen mit ihren Pferden zusammen, um die Beziehung und die Kommunikation zwischen beiden einzufangen. Solche Glücksmomente entstehen viel eher in ungezwungenen, natürlichen Bedingungen, wo Mensch und Pferd ganz auf sich konzentriert sind und ich als Fotografin völlig vergessen werde. Deshalb spreche ich auch nie von Fotoshootings sondern viel eher von Fotografischer Begleitung.
Damit sich das Pferd wohl fühlt und auf den Fotos glücklich aussehen kann, muss auch der Mensch möglichst entspannt und glücklich sein.
Ehrgeiz und zu hohe Erwartungen sind daher fehl am Platz. Versuche dich frei davon zu machen. Sieh alles mit Humor und habe einfach Spaß!
Alles kann, nichts muss!
Und denk daran:
Kein Foto der Welt ist es wert, die Beziehung zu deinem Pferd aufs Spiel zu setzen!
Bei solch einer dokumentarischen Alltagsbegleitung von Pferd und Mensch ist es unglaublich wichtig, dass sich Pferdebesitzer und Fotografin gut verstehen und auf einer Wellenlänge sind. So fühlt sich das eher wie ein Besuch einer guten Freundin an und das Pferd wird automatisch auch entspannter sein.
Wenn der Mensch dann mit seinem Pferd arbeitet, ist es wichtig, nur Dinge auszuprobieren, die auch im Alltag sicher klappen. Es geht an diesem Tag nicht darum etwas Neues zu erarbeiten oder Dinge durchzusetzen. Was nicht klappt, wird einfach nochmal neu versucht oder abgehakt.
Deshalb ist es auch so wichtig sich zwar vorher einen groben Plan zu machen, aber auch viel Freiraum für Spontanität zu lassen!
Der Abschluss: Bedanken und Verabschieden
Du hast deine Fotos gemacht und bist glücklich? Super, dann geh noch einmal zu dem Pferd, das du fotografiert hast hin und bedank dich bei ihm! Ja wirklich! 😉 Du musst auch nicht laut „Danke“ sagen. Es reicht ein freundliches Streicheln, vielleicht sogar kraulen am Hals und ein „Danke“ in Gedanken und dann verabschiede dich. 🙂
Fazit
Überall sieht man viel zu viele Fotos von Pferden, die besorgt, ängstlich oder gestresst sind. Oder die sogar unter Schmerzen leiden! Besonders schlimm ist es, wenn niemand das wahrnimmt und die Fotos sogar noch als Werbung für pferdefreundliche Produkte genutzt werden. Durch all diese Fotos wird es für uns „normal“, dass Pferde so aussehen. Doch das ist es nicht.
Um Fotos von glücklichen Pferden zu machen, ist es wichtig, dass das Pferd nicht nur glücklich ist sondern auch während des Fotografierens glücklich bleibt!
Hier noch einmal die wichtigsten Merkmale der Achtsamen und Respektvollen Pferdefotografie:
- Höfliche Begrüßung und vorstellen der Kamera
- Mit Geduld warten bis das Pferd dir ein schönes Motiv schenkt
- Die perfekten Momente nicht erzeugen sondern natürlich entstehen lassen
- Höchstens Gelegenheiten schaffen, in denen das Pferd eventuell das erwünschte Verhalten zeigen könnte (z.B. es auf eine neue Weide lassen)
- Kein Druck, keine angstauslösenden Gegenstände (nur in geringen Maßen solange es noch keine Unsicherheit auslöst)
Du möchtest, dass ich dich und dein Pferd einmal genau so fotografiere? Schreibe mir eine E-Mail und lass uns darüber sprechen, was du dir wünschst und wie wir das realisieren können! Ich fahre auch regelmäßig auf Tour durch Deutschland und ins umliegende Ausland. 🙂
Gabi says
Sehr schöne Pferdefotos und Tipps! Mit welcher Kamera fotografierst du denn am liebsten?
Jessica Freymark says
Hallo Gabi. Vielen Dank! Ich fotografiere am Liebsten mit meiner Canon EOS 7D Mark II. Canon, weil ich mit Canon angefangen habe und mir die Kameras einfach gut in der Hand liegen. Und die 7D Mark II ist einfach super schnell gerade was Serienbildaufnahmen angeht. Und zusammen mit dem 70-200mm f2.8 L ist es eine unschlagbare Kombi für die Pferdefotografie. 🙂
Marcelle Bruckhoff says
Oh, das ist ja wirklich sehr grossartig, wie du das alles beschreibst. Auch aus den Augen der Pferde.
Dadurch wird sehr schön greifbar, wie ein liebevoller und achtsamer Umgang zwischen Mensch & Tier möglich ist und dadurch auch lebendige, echte und nahbare Fotos entstehen können.
Toller Artikel! Danke.
Jessica Freymark says
Ich danke dir von Herzen liebe Marcelle! Genau darum geht es mir – ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie sich die Pferde fühlen und dass nur wirklich schöne Fotos entstehen können, wenn mit ihnen achtsam und liebevoll umgegangen wird. 😀
Liebe Grüße
Jessica
Ina Fabijenna Marino says
Danke dir für die neue Sicht-weise vom Pferd her. Ich habe keine Ahnung vom Pferd, doch konnte ich mich selbst darin erkennen, denn ich werde auch immer wieder scheu, wenn ein schwarzes Auge auf mich gerichtet wird.
So wertvoll und ich hoffe, dass es BesitzerInnen von Tieren ein klein wenig Denkanstoß schenkt.
Alles Liebe
Ina Fabijenna
Jessica Freymark says
Liebe Ina, wie schön, dass du dich selbst auch wiedererkennen konntest. 🙂 Und vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Liebe Grüße, Jessica
Marion says
Tolle Fotos, die du von den Pferden in ihrer natürlichen Ausstrahlung eingefangen hast!! Dass man in den Gesichtern von Pferden auch lesen kann ob sie glücklich oder gestresst sind, wusste ich noch nicht. Ich habe ganz viel Neues und Spannendes über Pferde und wie wir mit ihnen umgehen sollen, erfahren. Und ich habe mich wieder erinnert, wie gerne ich in meiner Kindheit mit Pferden zusammen war.
Jessica Freymark says
Liebe Marion, wie schön, dass ich dich an deine Kindheit mit Pferden erinnern konnte! 😀 Es gibt tolle Möglichkeiten Zeit mit Pferden zu verbringen ohne reiten oder ähnliches. Wenn du wieder mal Lust auf Pferdekontakt hast, such am Besten nach „Auszeit mit Pferden“. Gerne kann ich dir auch meine Einschätzung über das Angebot geben, wenn du was gefunden hast. Fotos sagen da meistens viel aus. 🙂 Und vielen lieben Dank für dein Lob und deinen Kommentar! 🙂
Liebe Grüße
Jessica
Sabine says
Gänsehautmomente .
DANKE, deine Fotos sind so berührend, herzöffnend und ja, sehr sehr achtsam.
Du hast mir gerade diese zauberhaften Wesen noch näher gebracht. Mir, als Katzen- und Hundemenschen. Durch die TK weiß ich um die Sensitivität unserer tierischen Begleiter. Zauberhaft , respektvoll . Ein sehr wertvoller Beitrag.
Jessica Freymark says
Oh wie schööön! Vielen vielen Dank liebe Sabine! 🙂
Liebe Grüße
Jessica
Sonja Fischer-Schrader says
Hallo liebe Jessica, als ich Deinen Artikel las, dachte ich kurz, Du schreibst über mich. Auch ich fühle mich schnell verstört – kommt eine große Linse auf mich zu. Somit bin ich ganz gerührt davon zu lesen, dass diese Eigenschaft der Sensibilität bei Dir aufgefangen wird. Ich hatte selbst eine sehr positive Shooting-Erfahrung und freue mich für alle Pferde, die Du begleitest, denn wird MENSCH oder TIER achtsam begleitet, gelingt es, authentisches Wohlbefinden aufzufangen. Ich wünsche den Pferden viele wunderschöne Momente mit Dir. Herzliche Grüße, Sonja
Jessica Freymark says
Liebe Sonja, vielen vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen. 😀 Ich kann dieses Gefühl bei fremden Kameras auch sehr gut nachvollziehen… wahrscheinlich kann ich mich deshalb auch besser in jedes Lebewesen hineinfühlen, das vor einer Kamera steht. 🙂
Liebe Grüße
Jessica