Du denkst, es ist Zufall wie du ein Bild betrachtest? Du guckst halt einfach drauf? Lass mich dir das Gegenteil beweisen! In diesem Blogbeitrag geht es um das Spiel mit dem Licht: darum wie ich deinen Blick ganz gezielt durch ein Foto leite und warum das so wichtig ist!
Weshalb ich Bilder überhaupt bearbeite und welche Schritte ich dabei genau verfolge, habe ich dir in Teil 1 meiner kleinen Bildbearbeitungs-Serie bereits genau beschrieben.

Meine Bildbearbeitungs-Serie:
- Teil 1: Wie, wo, was… Wieso, weshalb, warum
- Teil 2: Wie ich mit Licht deinen Blick leite
- Teil 3: Insekten, Zäune und Co. – Ist das Natur oder kann das weg?

Licht und Schatten
Licht ist für jeden Fotografen das Wichtigste. Daher achte ich bereits beim Fotografieren ganz genau auf das Licht… hierzu ein anderes Mal mehr. Daher hier nur so viel – von wo das Licht kommt und welche Lichtstimmung in meinem Bild herrschen soll, das entscheide ich bereits vor Ort und vor dem Drücken des Auslösers. 😉
Ist mein Foto zu hell oder zu dunkel geworden, kann ich dies in der Nachbearbeitung korrigieren. Hier gilt jedoch ganz klar
Die Bildbearbeitung ist nicht dazu da, um Bilder zu „retten“.
Wenn die Fotos viel zu hell oder zu dunkel sind, würden sie automatisch an Qualität verlieren beim Bearbeiten. Du kennst bestimmt dieses bunte Gekrisel das deine Digitalkamera zeigt, wenn du versuchst nachts etwas zu fotografieren? Das Gleiche würde passieren, wenn ich versuche ein Bild aufzuhellen, das viel zu dunkel geworden ist. Hier kann Photoshop zwar auch eine Menge. Aber zaubern kann es nicht.

Blickführung mit Licht
Licht lenkt das Auge!
Glaubst du mir nicht?
Dann sieh dir einmal dieses Bild an und achte darauf wo dein Blick als erstes hinfällt und wie dein Blick anschließend über das Bild wandert. Sieh dir das Bild ruhig eine Weile an:

Lass mich dir nun sagen, wohin dein Blick gewandert ist: immer wieder zum Auge des Pferdes! Dein Blick springt vielleicht mal kurz woanders hin, vor allem auch zu den Augen der Frau. Aber im Endeffekt landet es immer wieder beim Pferdeauge. So in etwa:

Zufall? Sicherlich nicht. 😉
Der Blick wird immer zuerst von der hellsten Stelle angezogen und wandert dann entlang von Linien (Kontraste, Texturen) weiter.
Das mache ich mir zunutze, indem ich gezielt Lichtquellen im Bild verstärke, abschwäche oder sogar entferne. Andere Fotografen setzen sogar gezielt Lichtpunkte in das Bild hinein. Wie eine künstliche Sonne. Aber da sind wir wieder bei der Natürlichkeit…
Ich möchte nicht zu viel am Bild verändern!

Wie soll dein Blick über das Bild wandern?
Wir Europäer lesen und schreiben von links nach rechts. Daher ist es für uns nur natürlich auch ein Foto von links nach rechts anzuschauen. Es ist also gut, wenn das Bild am linken Rand einen relativ hellen Bereich hat, der das Auge anzieht.
Das Ziel sollte dann meist sein, im Gesicht des Pferdes anzukommen, meist am Pferdeauge.
Du sollst den Charakter, die Seele des Pferdes erkennen.
Daher ist es wichtig einen Lichtpunkt im Auge des Pferdes zu haben. Auch darauf versuche ich bereits bei der Aufnahme des Fotos zu achten und verstärke diesen Lichtpunkt hinterher nur noch.
Damit dein Blick nicht als nächstes nach rechts aus dem Bild verschwindet, sondern beim Pferd bleibt, sollte am rechten Bildrand kein Lichtpunkt mehr sein. Perfekt, wenn man das bereits bei der Bildaufnahme beachtet hat und zum Beispiel einen Baum am rechten Bildrand integriert hat.
Eine andere Variante, die ich häufig verwende, ist eine leichte Vignettierung. Das bedeutet die Bildränder so abzudunkeln, dass der hellste Bereich die Bildmitte ist. In dem Foto oben erkennst du das besonders in den oberen Bildecken. Hier ist der Wald im Hintergrund dunkler als der gleiche Wald in der Bildmitte. Natürlich darf man es hier nicht übertreiben. Es soll nicht sofort auffallen!

Warum ist Blickführung so Wichtig?
Wenn man diese Dinge nicht beachtet, bleibt der Blick nicht am Bild hängen. Stell dir vor du scrollst durch deinen Facebook oder Instagram Feed. Du siehst jede Menge Bilder und dann kommt da das eine, wo du sofort hängen bleibst oder schnell nochmal zurückscrollst, weil dich etwas daran gefesselt hat! Dies sind meistens die Bilder, die so aufgebaut sind, dass der Blick sofort zum Wesentlichen gelenkt wird!
In der Pferdefotografie soll also sofort der Ausdruck des Pferdes den Betrachter fesseln! Der sogenannte Funke soll überspringen!
Und genau das ist selten Zufall!

Was passiert, wenn nicht auf die Blickführung geachtet wird?
Sieh dir jetzt noch einmal das gleiche Foto wie eben an. Diesmal aber eine Bearbeitungsstufe früher. So bekommst du übrigens auch deine Fotos in der Auswahlgalerie zu sehen, nachdem du von mir fotografisch begleitet wurdest:

Dein Blick wird nun immer noch vom Lichtpunkt am Mähnenkamm links angezogen. Doch dann beginnt der Blick zu springen:
- Zu den Augen des Menschen
- Zu den Zähnen des Menschen
- Zu den angeleuchteten Haaren von Pferd und Mensch
- Zu den hellen „Puscheln“ vom Schilf im Hintergrund (besonders der rechts oben, der so prominent hervorsticht! Aber auch der unterm Pferdekopf.)
Dein Blick springt hin und her und möchte doch nirgendwo länger verweilen.
Es ist immer noch ein schönes Foto. Aber die Magie erhält es erst im nächsten Bearbeitungsschritt. 😉
Indem ich die störenden „Puschel“ entfernt und ganz bewusst Stellen heller und dunkler gestaltet habe, erreiche ich den Effekt wie oben erklärt.
Dein Blick wird zum Pferdeauge geleitet und bleibt dort hängen!

Fazit:
Durch den gezielten Einsatz von Licht und Schatten kann ich deinen Blick beim Betrachten eines Fotos ganz bewusst lenken. So entstehen wunderschöne Fotos, die in Erinnerung bleiben und dennoch nichts von ihrer Natürlichkeit einbüßen.
Du möchtest auch solche Fotos von deinem Pferd? Dann lass dich von mir fotografisch begleiten! Ich freu mich auf dich. 🙂
Mehr zur Natürlichen Bildbearbeitung in Teil 3: Insekten, Zäune und Co. – Ist das Natur oder kann das weg?
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