Es gibt Fotos, bei denen sieht man auf den ersten Blick, dass sie nicht so aus der Kamera gekommen sein können, sondern entsprechend bearbeitet wurden. Heutzutage ist so unglaublich viel möglich, dass du dir kaum noch sicher sein kannst, dass das was du siehst auch die Wahrheit ist.
Ich möchte dir in dieser Serie von Blogbeiträgen erklären, warum und wie ich bearbeite und worauf es mir dabei ankommt.
Mein Ziel: Ich möchte möglichst natürliche Fotos machen, denen man nicht ansieht, dass sie bearbeitet wurden.
Meine Bildbearbeitungs-Serie:
- Teil 1: Wie, wo, was… Wieso, weshalb, warum
- Teil 2: Wie ich mit Licht deinen Blick leite
- Teil 3: Insekten, Zäune und Co. – Ist das Natur oder kann das weg?
Warum dann überhaupt bearbeiten?
Weil ich mit der Bildbearbeitung das Beste aus jedem Foto herausholen kann. Die kompakten Digitalkameras, wie du sie bestimmt auch Zuhause hast, bearbeiten die Fotos bereits intern nach, damit Belichtung, Farben und Kontraste möglichst der Realität entsprechen. Mithilfe verschiedener Modi kannst du noch ein bisschen mitbestimmen wie das Foto am Ende aussieht.
Ich möchte jedoch die volle Kontrolle darüber haben und nichts irgendwelchen Algorithmen überlassen. Denn diese wissen nicht wie das Bild aussehen soll, das ich im Kopf hatte, als ich das Foto geschossen habe. Sie wissen nicht, dass ich zum Beispiel ein Pferd im Gegenlicht aufgenommen habe, um die schöne Stimmung einzufangen. Dabei wäre mir zum Beispiel der schöne Sonnenuntergang und die Konturen des Pferdes am Wichtigsten und weniger jedes Haar im Pferdegesicht. Der Automatikmodus der Kamera würde jedoch meist versuchen das ganze Bild aufzuhellen, so dass der Himmel weiß werden würde.
Damit ich diese Dinge selbst bestimmen kann, nehme ich meine Fotos im Rohformat auf. Sie sind also völlig unbearbeitet… weniger als jedes JEPG, das aus deiner Digitalkamera kommt. Diese Fotos sind daher relativ farblos und kontrastarm. Entscheide selbst, welches Foto gefällt dir besser:
Wenn ich im Rohformat fotografiere, muss ich also bearbeiten um farbintensive und kontrastreiche Fotos zu bekommen.
Gleichzeitig bekommen die Fotos dadurch ihren unvergleichlichen Stil… meinen Stil. Wenn du dir bei Instagram mal verschiedene Profile von Fotografen anschaust, wirst du Unterschiede feststellen. Manchmal ist es schwer zu beschreiben, was alle Fotos eines Fotografen vereint. Meistens hat es jedoch etwas mit der Bildstimmung zu tun, mit dem Gefühl dass sie in dir auslösen.
Sind die Bilder zum Beispiel
- lebensfroh
- melancholisch
- mystisch
- ruhig
- energiegeladen
- märchenhaft
- … ?
Der Stil eines Fotografen ändert sich meist mit seiner eigenen Gefühlslage, da er diese (genauso wie seine Persönlichkeit) in das Bild einfließen lässt.
Ich selbst bearbeite meine Fotos möglichst natürlich und realitätsnahe. Ich möchte farben- und lebensfrohe Bilder kreieren, nutze dafür aber nur die vorhandenen Farben.
Doch wie mache ich das jetzt genau?
In 7 Schritten zum fertigen Foto
Was mache ich nun also mit meinem Roh-Foto? Ich bearbeite es mit Adobe Lightroom und Photoshop. Beide Softwarepakete ergänzen sich sehr gut. Welchen Schritt ich in welcher Software mache, hängt jedoch stark vom Foto ab, so dass ich darauf hier nicht weiter eingehe.
Stattdessen beschreibe ich dir nun Schritt für Schritt was ich in den Fotos tue und warum. In den Bildunterschriften findest du jeweils die Erklärung für das konkrete Foto von Andalusierwallach Duque, an dem ich dir beispielhaft die einzelnen Schritte zeige:
1.) Objektivkorrektur
Jedes Objektiv hat, vor allem in den äußeren Bereichen, kleine Abbildungsfehler oder Verzerrungen, die ich schnell und einfach beheben kann. Vermutlich würde es dir gar nicht auffallen, wenn ich dies nicht tun würde. Aber je nach Foto kann dies trotzdem einen kleinen Unterschied machen.
2.) Ausschnitt
Dieser sollte zwar bereits im Originalfoto perfekt sitzen, tut er in der Realität aber häufig nicht. 😛 Vor allem bei Pferden in Bewegung passiert es mir schnell, dass das Pferd nicht ideal im Bildzentrum oder im Goldenen Schnitt ist oder der Horizont schief ist. Das korrigiere ich natürlich, um ein möglichst harmonisches Foto zu erhalten.
3.) Belichtung (grob)
Es folgt die grobe Belichtungskorrektur, damit die Lichtstimmung rüberkommt, die ich haben möchte. Fotos, die etwas zu dunkel geworden sind, werden komplett oder in bestimmten Bereichen aufgehellt und andersherum.
4.) Retusche
Hast du dich schon einmal gefragt, warum auf Facebook oder Instagram so viele Pferde frei auf endlosen Wiesen stehen? Vermutlich hast du es dir schon gedacht: das ist gar nicht die Wahrheit!
Wir haben bei uns selten endlose Weiden und die wenigsten Pferde können genau dort frei stehen, wo man sie platziert und bleiben dann da auch noch geduldig stehen. Das einfach so zu verlangen wäre auch mehr als unfair dem Pferd gegenüber. Gleichzeitig wäre es häufig einfach zu gefährlich ein Pferd völlig frei zu lassen. Wenn dann etwas passiert, hat man schnell große Probleme – nicht nur mit der Versicherung! Also retuschiere ich lieber.
Dieser Punkt kann je nach Bedarf sehr schnell gehen oder sehr zeitintensiv sein. In der Regel werden in diesem Schritt störende Dinge im Hintergrund entfernt. Beim Pferd selbst werden Halfter und Stricke entfernt, wenn diese aus Sicherheitsgründen notwendig waren, jedoch nicht mit aufs Bild sollen.
Nach diesen groben Retuschearbeiten kommen die Feinarbeiten, in denen kleine Fellunreinheiten wie kleinere Spielverletzungen etc. entfernt werden. Was wie eine Kleinigkeit erscheint, hat auf das fertige Bild einen großen Effekt!
5.) Farbanpassung (bei Bedarf)
Die Farben ergeben sich ja immer aus dem Motiv, also dem Pferd, dem Mensch, der gewählten Ausrüstung/Kleidung und dem Hintergrund. Eine Veränderung ist hier meist nicht nötig, aber auch Farben können bei Bedarf bearbeitet werden.
6.) Lichter & Schatten (Fein-Tuning)
Nun geht es um die Blickführung des Betrachters und darum wichtige Teile des Bildes hervorzuheben. Da dies ein ungeahnt wichtiger Punkt ist, habe ich darüber extra einen Blogbeitrag geschrieben.
7.) Nachschärfen
Natürlich ist das Bild im Idealfall gestochen scharf fotografiert worden. Doch spätestens wenn es für das Hochladen bei Facebook verkleinert wird, entstehen meist Unschärfen. Daher gebe ich alle meine Fotos einmal in Originalgröße und einmal als verkleinerte und fürs Web optimierte Version heraus. Dabei ist das Nachschärfen ein sehr wichtiger Punkt.
Bei all diesen Schritten verfahre ich nach dem Motto:
So viel wie nötig und so wenig wie möglich
In den nächsten Blogbeiträgen werde ich auf einige dieser Punkte noch einmal im Detail eingehen. Ich hoffe aber dir mit dieser kleinen Auflistung gezeigt zu haben, dass das Foto beim Drücken des Auslösers noch lange nicht fertig ist. Die Bildbearbeitung ist ein sehr großer Teil der Fotografie. Übrigens nicht erst seit dem digitalen Zeitalter. Schon früher wurde in der Dunkelkammer nachbearbeitet. 😉
Fazit:
Mithilfe von Bildbearbeitung hole ich das Beste aus jedem meiner Fotos heraus und verpasse ihnen dabei meinen einzigartigen Stil. Dieser Stil hat viel mit Gefühlen zu tun – er spiegelt die Gefühle des Fotografen wieder und löst Gefühle in dir aus.
Das rohe Foto aus der Kamera ist zudem meist blass und kontrastarm. Erst durch die Bildbearbeitung beginnt das Foto zu „strahlen“. Daher gehört die Bildbearbeitung einfach dazu!
Hättest du gedacht, wieviel Arbeit noch einmal in jedem einzelnen Foto steckt? Schreib mir deine Meinung und Erfahrung in die Kommentare.
Mehr zur Natürlichen Bildbearbeitung in Teil 2 – Wie ich mit Licht deinen Blick leite.
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