Manchmal muss man einfach mal zurückschauen um zu sehen, wie weit man eigentlich schon gekommen ist! 16 Jahre lang gehen Eldur und ich nun schon gemeinsam durchs Leben. Eine lange Zeit, in der wir beide erwachsen geworden sind und unglaublich viel voneinander gelernt haben.
Angefangen hat alles 2001, als ich von den Großpferden zu den „Isis“ gewechselt bin. Meine Probereitstunde hatte ich auf Eldur, der damals gerade einmal 7 Jahre alt und Schulpferd war. Er war nicht gerade einfach, hatte seinen eigenen Kopf und setzte den häufig auch durch. Aber vom ersten Tag an fand ich ihn einfach toll! Liebe auf den ersten Blick sozusagen. Dazu muss ich sagen, dass ich irgendwie immer wieder an Füchse mit Stern gerate… das 1. Pony auf dem ich Reitunterricht hatte… dann die Warmblutstute, auf der ich in paar Jahre Unterricht hatte und jetzt eben Eldur. 🙂 Das wundervolle war, dass auch Eldur sich mich ausgesucht hatte. Er kam auf dem Paddock immer zu mir, obwohl ich als Reitschülerin ja nun nicht ständig da war und ihn auch nicht jede Reitstunde geritten bin.
Ein halbes Jahr später wollte meine Mutter sich dann endlich ihren Traum eines eigenen Pferdes erfüllen. Sie mochte jedoch eine Stute, die sie häufig geritten war… also haben wir einmal einen Ausritt auf dem jeweils anderen Lieblingspferd unternommen. Das Ergebnis? Ich wurde mit der Stute überhaupt nicht warm, während meine Mutter Eldur ganz toll fand. Natürlich dauerte es noch mal ein paar Wochen bis sich meine Eltern dazu durchrangen es tatsächlich zu tun. Schließlich ist das keine Entscheidung, die man leichtfertig trifft. Doch dann war es endlich soweit. Seit dem 24.02.2002 gehört Eldur nun zur Familie! Das Eldur und ich zusammen gehörten, wurde mir klar, als ich mir Eldurs Pass anschaute und mehr als überrascht feststellte, dass unser Geburtstag der gleiche war! Eldur war eben nur 6 Jahre jünger als ich. Wenn das nicht Schicksal ist!
So lieb wie ich Eldur auch von Anfang an hatte, die ersten Jahre waren gelinde gesagt schwierig. Eldur machte mit Vorliebe genau das Gegenteil von dem, was ich von ihm wollte. Das Bild oben ist absolut typisch für diese Zeit. Ich will nach rechts, er nach links… und natürlich geht er dann auch nach links. Ich habe absolut nichts zu melden. Schon beim Führen reißt er sich los, um zum Gras zu kommen. Auftrensen… kaum ist das Halfter ab, ist Eldur weg. Schneller reiten als Schritt? Keine Chance. Manchmal blieb er einfach stehen und bockte, wenn ich ihn dazu bringen wollte weiterzugehen. Doch natürlich hatte er auch damals schon seine guten Seiten – er hat ein absolutes Grundvertrauen, ist gelassen und entspannt, bleibt eher stehen als loszurennen und ist total verschmust.
So bleiben wir hartnäckig dran und schon damals kristallisierte sich heraus, dass Eldur eher mein Pferd ist als das meiner Mutter. Eldur kommt ein paar Mal in Beritt, ich nehme Unterricht, Kurse und lerne durch das Buch „be strict“ von Michael Geitner was Konsequenz bedeutet und wie wichtig sie in der Pferdeerziehung ist. Und wir machen Fortschritte. Im Umgang werde ich immer selbstbewusster, lasse mich nicht mehr von Eldur herumschubsen und staune, dass Eldur das sogar gut findet! So lerne ich, dass Grenzen setzen nichts Schlimmes ist, sondern im Gegenteil absolut notwendig und positiv ist. Auch im Sattel läuft es immer besser. Eldur wird immer mehr zum Reitpferd und akzeptiert das auch.
Allerdings sind wir beide ziemlich überfordert mit seiner Gangveranlagung. Eldur ist Fünfgänger, hinten ganz leicht überbaut und recht lang. Er läuft dadurch sehr vorhandlastig und zudem mischt der Pass in jede Gangart hinein. Zudem ist er ein Energiesparpferd und nur schwer zu motivieren. Mehrere Trainer haben versucht uns den Tölt beizubringen. Doch das einzige was dabei herauskam, war ein verkrampfter und hektischer Schweinepass, mit Unterhals und weggedrücktem Rücken inklusive bretthartem Maul. Nein, das konnte es unmöglich sein! Dazu kam, dass Eldur jeden erdenklichen Gangfehler zeigte, den es so gibt – passiger Schritt, Passtölt, ständiges Wechseln zwischen Passtölt und Trab, Passgalopp, Kreuzgalopp, Tribulieren… und das alles mehrfach hintereinander. Bei einem Reitlehrer hieß es „Du musst ihn schneller reiten“, beim nächsten „Du musst ihn langsamer reiten“. Beim einen musste ich die Hände tief, beim anderen hoch halten. Nach 2 Jahren war ich so verwirrt, dass ich alles abbrach. Mir wurde klar, dass ich einen eigenen Weg finden musste. Mit 16 Jahren auf Reitunterricht zu verzichten, ist nichts was ich empfehlen möchte. Aber für Eldur und mich war es zu dem Zeitpunkt das Richtige.
Natürlich wurde erstmal alles schlechter, zumal ich auch den Beritt gekündigt hatte. Aber irgendwie war mir wohl schon damals klar, dass ich da eben durch muss. Und tatsächlich wurde es wieder besser und in den folgenden Jahren habe ich sehr gezielt Kurse bei guten Trainern mitgemacht, die uns dann auch wirklich weitergebracht haben. Den Tölt haben wir zwar aus unserem Repertoire komplett gestrichen. Dafür haben wir aber einen sauberen Schritt und Trab gewonnen und auch der Galopp wird nach und nach besser.
Nebenbei lernte ich verschiedene Arten der Bodenarbeit kennen und hatte auch viel Spaß daran. Auch wenn das Longieren irgendwie nicht so unseres war, klappte die Doppellonge, das Fahren vom Boden und die Arbeit an der Hand doch erstaunlich gut. Beim laufen lassen im Round Pen zeigte Eldur dagegen häufiger mal, dass er es blöd fand, wenn ich ihn zu mehr Energie nötigen wollte. 😉
Das Turnierreiten haben wir in all den Jahren zwei zweimal versucht… mit eher miesem Ergebnis. Die Richter konnten mit einem „Energiespar-Isi“ eher wenig anfangen und Eldur fühlte sich auf den fremden Höfen immer so einsam, dass er sehr viel wieherte. Da war dann natürlich nichts mehr mit Anlehnung und Losgelassenheit… Ich war trotzdem jedes Mal stolz auf uns und konnte darüber lachen. Perfekt kann schließlich jeder. 😉
Eldurs Stärken konnten wir dagegen auf den hofeigenen Geschicklichkeitsturnieren voll ausspielen und so gewannen wir sogar eines davon!
Da ich Eldur inzwischen wirklich nur noch alleine trainierte, machten meine Mama und ich es am 04.09.2008 offiziell. Mit Handschlag, Vertrag und dem Bezahlen von 1,- € wechselte Eldur ganz offiziell in meinen Besitz über. Auch wenn das eher symbolisch war, fühlte es sich doch sehr gut an. Von da an gehörte Eldur wirklich mir!
Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr zufrieden mit Eldur und unserer Beziehung. Natürlich gab es Baustellen, aber wo gibt es die nicht?
Ich hatte keine Ahnung wieviel besser es sein könnte…
Im zweiten Teil erzähle ich euch davon wie wir einen alternativen Weg einschlugen und zu einer echten Partnerschaft und Freundschaft zusammen fanden!
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