Natürlich kommunizieren – die Koniks machen es uns vor: Ein Buch von Marc Lubetzki (Werbung)
Nachdem ich von dem 1. Buch von Marc Lubetzki („Im Kreis der Herde“ – siehe HIER) so begeistert gewesen bin, freu ich mich riesig auf sein 2. Buch und habe auch recht hohe Erwartungen. Spoiler – sie wurden mehr als erfüllt! 😉 In diesem Blogartikel erzähle ich dir, welche Erkenntnisse ich für mich und meinen Umgang mit Pferden gewinnen konnte und warum sich das Buch auch für dich lohnt.
Eintauchen in eine andere Welt
Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nehme, stehe ich noch etwas unter Strom und habe Probleme mich zu konzentrieren. Ich muss die ersten Sätze mehrfach lesen… Dann aber schafft es Marc Lubetzki mich runterzubringen, zu entspannen und reinzuholen in die friedliche Natur der Geltinger Birk und das Leben der Koniks.
Wie schon das 1. Buch von Marc liest sich auch dieses sehr schön leicht und zusammen mit den vielen wunderschönen Fotos lässt es mich schnell in Marcs Welt eintauchen.
Es gibt allerdings auch Unterschiede. Dieses Mal befinden sich Autor und Leser nur an einem Ort und einer bestimmten Wildpferdeart – den Koniks auf der Geltinger Birk in Norddeutschland. Dafür lernt man diesen Herdenverband dort mit seinen einzelnen Herden und den Hengsten sehr intensiv kennen.
Besonders spannend ist auch der veränderte Erzählstil. Denn Marc erzählt seine Geschichten, Erlebnisse und Erkenntnisse nicht direkt dem Leser sondern einem Freund. Durch diesen Gesprächspartner wird man als Leser immer wieder Zeuge einer Unterhaltung, die tatsächlich sehr spannend ist. Denn der Freund übernimmt die Rückfragen, die du und ich als „normale“ Pferdeleute bei einigen Themen nun mal haben. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie man die jeweilige Erkenntnis von den Wildpferden nun wirklich auf unsere Hauspferde und unsere Kommunikation mit ihnen anwenden kann.
Verschiedene Aktivitätsphasen
Wer noch nie in einer Herde einfach Zeit verbracht hat, wird sich vielleicht wundern über die Komplexität des Pferdelebens. Da ich das sehr gerne und sehr oft mache, konnte ich einiges wiedererkennen. Aber auch für mich gibt es ein paar neue Erkenntnisse.
Was mir zum Beispiel selbst schon länger klar ist wird in dem Buch noch einmal sehr deutlich – Pferde haben unterschiedliche Aktivitätsphasen – dabei sind Fressen und Ruhen nur zwei davon und gerade das Ruhen ist nochmal in mehrere Unterphasen gegliedert. Das kennst du vielleicht auch: es wachen nicht alle Pferde gleichzeitig auf am Ende einer Ruhephase. Es dauert bis die Herde in Bewegung kommt und etwas Neues beginnt.
Aber wusstest du, dass Pferde sich beim Fressen nicht berühren oder in der Ruhezeit keine Fellpflege betreiben? Eigentlich logisch… aber so direkt bewusst war mir das noch nicht. Jetzt verstehe ich aber, warum mein Pflegepferd Jack in der Ruhephase nicht von mir gekrault werden will! Meistens setze ich mich einfach in seine Nähe… manchmal kommt er dann noch etwas dichter zu mir – ohne mich zu berühren – bleibt stehen oder geht sogar noch etwas weiter weg. Berühren tut er mich erst am Ende der Ruhephase, wenn die Herde langsam aufwacht!
„Platzen wir zum falschen Zeitpunkt mit einem Anliegen dazwischen, das für diesen Moment überhaupt keine Rolle spielt, wird das folgende Gespräch entweder gar nicht stattfinden oder keine Freude machen.“
Auszug aus dem Buch „Im Gespräch mit wilden Pferden“
Gerade die Ruhephasen respektiere ich meistens und warte lieber bis die Herde in eine Aktivitätsphase übergeht, bevor ich mir ein Pferd heraushole. Am besten gelaunt sind meine Pflegepferde definitiv, wenn ich sie in einer Freizeit-Phase hole… also wenn gerade eh jeder tut worauf er Lust hat… das sind Phasen in denen die Pferde auch einmal unterschiedliches tun, spielen oder Fellpflege betreiben. Das wurde mir durch das Buch jetzt erst wirklich bewusst.
In Zukunft werde ich da definitiv noch einmal genauer drauf achten!
Die Spielaufforderung – das klassische Missverständnis
Hast du auch so ein junges, verspieltes Pferd, das ständig Dinge ins Maul nimmt und auch an dir rumnabbeln will? Mein Pflegepferd Jack ist so einer und inzwischen sehe ich ihm schon am Gesichtsausdruck an, wenn er in Spiellaune ist. Wenn er dann anfängt mit der Lippe an meinen Arm oder ans Bein zu gehen, weiß ich schon, dass er mit mir spielen will. Gerade am Anfang unserer Beziehung war mir das aber oft noch nicht so klar und oft habe ich durch meine Reaktion – z.B. ein Wegschieben seines Kopfes – erst Recht ein Spiel angefangen, das ich so gar nicht wollte. Diese Situation eines klassischen Missverständnisses zwischen Pferd und Mensch beschreibt auch Marc in seinem Buch.
Pferdesprache ist sehr komplex
Beim Lesen des Buches wird mir immer deutlicher, wie krass es eigentlich ist, dass Pferde uns sooo viel verzeihen! Denn all diese Feinheiten, die es in der Kommunikation unter den Pferden – abhängig von Charakter, Beziehungsstatus, Geschlecht, Erfahrung, aktueller Tagesphase und Situation – gibt, beachten wir nicht. Sie müssen uns bestenfalls für blöd, schlimmstenfalls für ignorant und respektlos halten…
Wenn wir auf all diese Feinheiten der Kommunikation eingehen wollen, müssen wir noch sehr viel lernen.
„Die einfachste Regel der Kommunikation ist für Menschen meist die schwierigste. Pferde achten sehr darauf, in welcher Phase sie sich gerade befinden und passen ihre Gespräche der jeweiligen Aktivität an.“
Auszug aus dem Buch „Im Gespräch mit wilden Pferden“
Gleichzeitig bin ich sicher: mit Empathie und Beobachtungsgabe erkenne ich, ob mein Pferd sich z.B. gerade anfassen lassen will, mitgenommen werden will etc. Und unsere Pferde lernen eben auch damit umzugehen, dass wir Menschen nicht ihre Sprache sprechen und uns manchmal aus Pferdesicht daneben benehmen. So folgt mir manchmal die Herde frei, wenn ich Richtung Heu gehe, um dieses für sie zu öffnen… oder ich treibe sie aktiv von der Weide herunter. Beides unterschiedliche Arten der Führung und etwas, das jemand, der nur zeitweise zur Herde kommt, normalerweise nicht tun darf.
„Wir dürfen nicht denken, dass, wenn wir die Sprache der Pferde verstehen und sprechen, wir mit ihnen auf einer Stufe stehen. Die Pferdesprache dient uns lediglich zur besseren Verständigung. Am Ende bleiben wir doch Menschen.“
Auszug aus dem Buch „Im Gespräch mit wilden Pferden“
Selbstreflexion und Erkenntnisse
Auf jeden Fall lädt das Buch stark zum Reflektieren ein! Wie verhält sich die eigene Herde… in welcher Position und welchem Beziehungsstatus stehe ich eigentlich, wenn ich bei ihnen bin? Und welche Situationen erkenne ich wieder?
Dadurch kann man es tatsächlich nicht so schnell lesen und „durchsuchten“ wie das 1. Buch von Marc. Aber man lernt eben auch sehr viel, was man direkt umsetzen oder bei der eigenen Herde beobachten und dann direkt wiedererkennen kann!
So habe ich ein neues Kommunikationssignal gelernt, auf das ich nun einmal achten möchte, wenn ich die Herde beim Grasen beobachte… nämlich der „verbindende Blick“. Ist dir schonmal aufgefallen, dass die Pferde sich zwischendurch anschauen? Mir noch nicht… vielleicht ist die Herde zu klein oder immer zu dicht beisammen… oder mir ist es tatsächlich einfach noch nie aufgefallen. 😉
Und das für mich wohl größte Learning: Grasen ist unter Pferden die höflichste Absage auf eine Frage! Wir Menschen ärgern uns dann immer und sehen das als respektlos an, dabei ist es für das Pferd nur selbstverständlich und sehr freundlich sein Nein so auszudrücken!
Fazit
Auch das 2. Buch von Marc Lubetzki kann ich dir nur wärmstens empfehlen! Allein die wunderschönen Fotos sind es wert. Dazu liest es sich sehr leicht und bringt dich ganz nebenbei dazu dein Verhalten und erlebte Situationen in neuem Licht zu betrachten und vielleicht in Zukunft zum Wohle deines Pferdes zu verbessern. Du wirst „deine“ Herde definitiv mit anderen Augen sehen, nachdem du dieses Buch gelesen hast.
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Linda says
Sehr schön geschrieben, danke sehr;)
Jessica Freymark says
Freut mich, dass es dir gefallen hat. 😀
LG Jessica