Träumst du davon wie mit Ostwind oder Fury über eine Wiese oder Strand zu rennen? Nur ein Pfiff und dein geliebtes Pferd kommt mit wehender Mähne und gespitzten Ohren freudig auf dich zu galoppiert? Ich denke diese magische Verbindung ist es, die wir alle mit den Pferden suchen! Doch nur wenige finden sie. In diesem Blogbeitrag möchte ich dir von meinen eigenen Erfahrungen berichten, dir Mut machen weiter danach zu suchen und ein paar Tipps geben, wie du vielleicht die Verbindung zu deinem Pferd finden kannst.
Was ist diese magische Verbindung? Und was nicht?
Auf den 1. Blick scheint es an jeder Ecke diese Pferdemenschen zu geben, die gesegnet sind mit einer Gabe für Pferde. Sie können frei mit ihren Pferden interagieren und schwierigste Lektionen abfragen. Sie scheinen miteinander zu tanzen.
Nicht immer steckt jedoch eine echte Verbindung dahinter… eine Verbindung zweier Herzen, die im Einklang schlagen und in echter Harmonie miteinander sind.
Oftmals ist es nur reines Training. Das Pferd hat gelernt auf bestimmte Signale zu reagieren, entweder weil es dafür mit Futter belohnt wird oder weil es negative Konsequenzen fürchtet (ganz einfach ausgedrückt). Das bedeutet nicht, dass ich gegen Training bin oder für oder gegen positive oder negative Verstärkung im Allgemeinen. Ich möchte dir nur deutlich machen, dass nicht jede Freiarbeits-Show ein Pferd-Mensch-Team zeigt, das wirklich diese magische Verbindung hat.
Wie erkennst du sie also?
Sind Pferd und Mensch in Einklang bewegen sie sich häufig synchron. Achte einmal darauf, wenn Pferd und Mensch nebeneinander laufen… bewegen sich die Vorderbeine des Pferdes exakt im gleichen Takt wie die Beine des Menschen, ist das ein erster Hinweis auf eine Verbindung.
Vielleicht kennst du das auch von dir selbst… wenn du zum Beispiel mit einer guten Freundin unterwegs bist und ihr nebeneinander eine Treppe runterlauft. Lauft ihr ohne euch darauf zu konzentrieren im Gleichtakt? Wenn ich mit meiner sehr guten Freundin verreist bin, dauert es nicht lange und wir laufen im exakten Gleichtakt durch die Gegend. 😉 Wir müssen immer wieder darüber lachen, weil es gerade beim Treppen laufen sehr auffällig ist. 😀
Ein zweiter Hinweis auf eine echte Verbindung ist die Mimik und Gestik des Pferdes. Schau genau hin! Zieht das Pferd die Nüstern hoch, so dass sich Falten bilden? Zieht es die „Augenbrauen“ hoch, so dass sich Falten über den dreieckig wirkenden Augen zeigen? Legt es die Ohren flach an oder zeigen sie seitlich nach unten? Diese Mimik kann Stress, Aggression bzw. Unsicherheit zeigen. Manch ein Spiel kann auch mal etwas aggressiver geführt sein oder kurze Missverständnisse Unsicherheit auslösen. Aber sind diese Signale ständig da, ist es eher unwahrscheinlich, dass die Verbindung die du siehst echt ist. Dann wird z.B. das „unsichtbare Band“ zwischen Pferd und Mensch in der Freiarbeit antrainiert sein und nicht durch echte Verbindung entstehen.
Wie fühlt sich diese Verbindung an?
Ich selbst durfte schon oft so eine Verbindung zu einem Pferd spüren… und tatsächlich kommt dabei so ein „Ostwind-Feeling“ auf, das magisch ist und das wirklich süchtig macht!
Es ist allerdings so, dass eine echte Verbindung nur dann entsteht, wenn man nicht krampfhaft versucht sie zu erzeugen!
Diese Verbindung, von der ich spreche, ist gleichzusetzen mit purer Harmonie. Es sind diese Momente, in denen du mit deinem Pferd oder auch mit einer ganzen Herde eins zu werden scheinst. Es fühlt sich in diesem Moment alles ganz leicht an!
Beispiel: Spaziergang
Stell dir vor wie du zum Beispiel mit deinem Pferd spazieren gehst. Das Seil hängt locker durch und du hast das Gefühl du würdest einfach vorwärts gehen. Dein Pferd läuft neben dir her ohne dass du irgendetwas tun musst oder auf irgendetwas konzentriert achten musst. Ihr lauft einfach im exakt gleichen Tempo und auch im gleichen Takt nebeneinander her. Wenn du stehen bleibst, bleibt dein Pferd ebenso stehen. Wenn du lostrabst, trabt dein Pferd mit. Das Seil bleibt die ganze Zeit locker und dein Pferd wirkt total entspannt und zufrieden. Das ist Harmonie! Dann habt ihr eine Verbindung zueinander.
Beispiel: Freiarbeit / Freies Spielen
Beim freien Umgang auf dem Paddock oder einem Reitplatz scheinst du mit deinem Pferd zu tanzen. Jede Bewegung von dir, führt zu deiner Bewegung deines Pferdes. Ihr kommuniziert miteinander ohne darüber nachzudenken. Du bist einfach ganz in diesem Moment und alles fühlt sich leicht an. Pures Ostwind-Feeling!
Beispiel: Reiten
Auch beim Reiten gibt es diese Momente… Momente in denen du das Gefühl hast die Beine deines Pferdes wären deine eigenen Beine. Du verschmilzt mit deinem Pferd zu einer Einheit und ihr tanzt gemeinsam über den Reitplatz oder durchs Gelände.
Musst du ein Pferdeflüsterer mit viel Talent sein?
Falls du nicht weißt, wovon ich spreche… keine Sorge. Du musst nicht mit einer besonderen Gabe auf die Welt gekommen sein oder seit Kindesbeinen an mit vielen Pferden umgeben gewesen sein. Natürlich hilft das. Aber es bedeutet nicht automatisch, dass diese Menschen alle so eine magische Verbindung mit jedem Pferd und zu jeder Zeit herstellen können!
Im Gegenteil… manchmal ist zu viel Wissen auch hinderlich. 😉 Dann nämlich, wenn der Verstand das Fühlen und das „wirklich aufs Pferd einlassen“ verhindert.
Muss es ein Herzens- oder Seelenpferd sein?
Auch dein Pferd muss gar nichts Besonderes können. Theoretisch kannst du mit jedem Tier und Menschen solch eine Verbindung aufbauen.
Nicht umsonst gibt es aber Pferde, die man als Herzenspferd oder sogar Seelenpferd bezeichnet… mit diesen Pferden schwingst du quasi auf einer gemeinsamen Frequenz. Ihr habt diese ganz besondere Beziehung zueinander, in der eine gewisse Verbindung fast immer da ist und auch nach Missverständnissen recht schnell wieder zurückkommen kann. Mit solchen Pferden kann die Verbindung noch enger, noch intensiver sein… wirklich von Herz zu Herz bzw. sogar von Seele zu Seele.
Mein Islandpferd Eldur, das 16 Jahre lang an meiner Seite war, war solch ein Seelenpferd. Diese besondere Verbindung zwischen uns beiden, war auch für Außenstehende deutlich sichtbar… auch wenn wir nicht mit Halsring über Wiesen galoppierten und immer wieder Diskussionen darüber hatten, wann Gras gefressen wird und wann nicht. Das hat damit gar nichts zu tun…
Einen Eindruck zu was diese Verbindung führen kann, kannst du hier nachlesen.
Mit meinem Pflegepferd Jack habe ich inzwischen auch eine intensive und doch ganz andere Verbindung. Ich würde sie als Herzensverbindung beschreiben, ihn also als Herzenspferd. Eine Harmonie wie mit Eldur habe ich mit ihm bisher noch nicht so oft erreicht. Dafür kennen wir uns noch nicht lange genug und haben noch viele Kommunikationsprobleme. Aber wenn wir einfach nur beisammen sind… auf dem Paddock zum Beispiel… stellt sich oft eine intime Vertrautheit ein, die ich genauso genieße, wie Harmonie beim actiongeladenen Spiel.
Aber auch mit meinem 2. Pflegepferd Janek, den ich „einfach nur gerne mag“ 😉 kann ich eine Verbindung erleben. Da ich die verschiedenen Qualitätsstufen der Verbindung kenne, ist sie vielleicht nicht so intensiv, aber dennoch genauso schön und sie macht ebenso glücklich! So hat mir Janek letztens beim Longieren vermittelt, dass er gerne noch etwas frei vorwärts laufen würde. Ich habe ihn daraufhin auf dem Reitplatz frei gelassen und ihm die Möglichkeit gegeben, was er auch glücklich ausgenutzt hat. Als er sich ausgetobt hatte, kam er von sich aus zu mir zurück und war dann so zufrieden und mental und emotional so bei mir, dass wir die schönste und harmonischste Freiarbeits-Session erlebten haben, die wir je miteinander hatten! Plötzlich war da dieses unglaublich starke unsichtbare Band, so dass er frei neben mir antrabte, sobald ich meine Energie etwas hochfuhr und er blieb geradezu an mir „kleben“ ohne – wie sonst – die Tendenz zu haben gleich wieder wegzulaufen.
Es muss also nicht das Herzens- oder Seelenpferd sein um solche Momente zu erleben!
Tipps für die Verbindung zu deinem Pferd
Ich hoffe du hast einen Eindruck davon bekommen, was ich mit „Verbindung“ meine und hast nun Lust bekommen dich ebenfalls auf die Suche danach zu begeben. Glaube mir – es lohnt sich! 🙂
Tipp 1: Übe dich in Achtsamkeit, bewusstem Atmen und Langsamkeit
Echte Harmonie und Verbindung entsteht nicht, wenn du aktiv danach suchst oder mit deinen Gedanken ganz woanders bist. Lerne im Hier und Jetzt zu sein!
Die Pferde sind wahre Meister darin im Moment zu leben und wir können uns eine große Scheibe davon abschneiden! Viel zu oft sind wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
Gedanken wie: „Ach Mist, ich muss nachher noch einkaufen! Was will ich heute Abend eigentlich essen? Naja, heute Mittag hatte ich ja schon Spagetti in der Kantine… Kantine oh man… warum ist die bloß immer so voll. Und dann dieser Typ hinter mir… war der nervig.“
Kommt dir das bekannt vor?
Wenn dein Kopf voll solcher Gedanken ist, ist kein Platz mehr für dein Pferd! Wenn es nett ist, wird es trotzdem mit dir mitarbeiten, selbst aber nicht sehr engagiert dabei sein. Wenn es dich stark spiegelt, wird es dagegen rebellieren… es wird herumzappeln, schreckhaft sein, aufdringlich oder ausweichend sein…
Nimm dir Zeit all diese Gedanken vor dem Stalltor zurück zu lassen und ganz im Moment anzukommen:
- Setz dich erst einmal hin und atme mehrfach tief ein uns aus.
- Sieh dich um… nimm wahr was um dich herum passiert. Die großen (Autos, Menschen, Pferde) und die kleinen Dinge (Vögel, Ameisen etc.).
- Was hörst du?
- Was riechst du?
- Was fühlst du?
- Atme!
- Bewege dich langsamer als dein gestresster Körper es gerne tun würde.
- Bleibe mit all deinen Sinnen präsent.
- Genieße den Moment.
Diese Form der Achtsamkeit kannst du übrigens überall üben, wo du bist. Egal ob im Supermarkt, auf dem Weg zur Bushaltestelle oder Zuhause.
Du wirst merken, dass dir das gut tut! Dein Pferd, aber auch dein Körper werden es dir danken! Denn solch ein Stress, wie wir ihn uns häufig machen, ist auf Dauer sehr ungesund.
Ich helfe dir gerne dabei mehr Entspannung und Achtsamkeit in deinen Alltag zu bekommen, indem ich dir in meinem Anti-Stress-Minikurs 1 Woche lang täglich Übungen zeige:
Tipp 2: Lebe den Alltag deines Pferdes
Du musst nicht immer etwas mit deinem Pferd tun!!! Harmonie entsteht nicht unbedingt durch viel Training. Natürlich hilft es eine gute Kommunikation zu haben und das muss man üben. Aber zwanghaftes Training schadet mehr als das es nützt, vor allem, wenn du dabei die Bedürfnisse und Wünsche deines Pferdes übersiehst.
Nimm dir deshalb lieber so oft wie möglich Zeit, um einfach nur DA zu sein! Verbringe einfach mal Zeit mit deinem Pferd und zwar dort, wo es sich den restlichen Tag ohne dich aufhält.
Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du das tun kannst:
- Setz dich einfach in eine Ecke und beobachte entspannt dein Pferd und die Herde.
- Beschäftige dich selbst, indem du zum Beispiel Yoga auf dem Paddock machst, abäppelst oder den Zaun kontrollierst.
- Begleite dein Pferd bei allem was es tut.
Die 3. Variante ist sicherlich die, die auch für Außenstehende am Komischsten und manchmal auch Lustigsten wirkt. Aber sie ist wirklich kraftvoll!
Suche dir eine Position in der Nähe deines Pferdes in der du entspannt stehen kannst ohne dass dein Pferd sich davon genervt fühlt. Das kann an jeder Stelle und in jedem Abstand von deinem Pferd sein. Es kann sich minutenweise ändern oder auch tagesformabhängig sein.
Dann begleitest du dein Pferd einfach bei allem was es tut und wohin es geht. Du begleitest es zum Wasser, zum Heu, zu den anderen Pferden. Wenn es döst, entspannst du auch. Besonders interessant und auch lustig wird es, wenn du versuchst dein Pferd komplett zu spiegeln!
Dein Pferd streckt ein Vorderbein vor und kratzt sich daran? Beuge dich runter und kratze auch dein Pferd.
Dein Pferd gähnt? Du gähnst!
Dein Pferd schnaubt ab? Du schnaubst ab!
Dein Pferd schleckt und kaut? Du schleckst und kaust! 😉
Irgendwann wird dein Pferd verwundert bemerken was du da tust. Jack zum Beispiel findet das immer ziemlich lustig und oft auch richtig cool. So hat er die Chance schon oft genutzt, um mich quasi als „Begleitschutz“ mit zum Wasser zu nehmen. Auf dem Paddocktrail ist der Weg weit und normalerweise gehen die Pferde am Liebsten in der ganzen Herde zur Tränke.
Diese gemeinsame Zeit wird euch nicht nur enger zusammenschweißen, sondern dir auch ganz viel über den Alltag deines Pferdes verraten. Wie ist sein Rhythmus? Wann und wie tut es was und wie verhält sich die Herde.
Da ich sehr viel Zeit in der Herde meiner beiden Pflegepferde verbringe, bin ich oft so sehr Teil von ihnen, dass ich mich auch zur Ruhezeit dazugesellen kann, ohne dass einer aufsteht oder sich gestört fühlt. Die Pferde geben mir dabei so viel innere Ruhe und Friedlichkeit ab, dass ich nach 1 Stunde einfach nur da sein manchmal beseelter und glücklicher nach Hause fahre als nach dem besten Training! Probiere es einmal aus.
Tipp 3: Setze die Beziehung an 1. Stelle
Und zu guter letzt noch ein Tipp für den (Trainings-)Alltag. Sei dir bewusst warum du tust, was du tust. Überlege dir immer was dein Pferd davon hat und wie du seine Bedürfnisse respektieren kannst. So kann nicht nur Futter sondern auch ausgiebige Krauleinheiten nicht nur vor oder nach dem Training, sondern immer wieder zwischendurch eine tolle Motivation sein. Aber auch eine Gelegenheit euch wieder miteinander zu verbinden!
Wenn du mit deinem Pferd arbeitest, achte gut auf die Mimik und Gestik deines Pferdes und reagiere entsprechend darauf. Wenn dein Pferd verunsichert aussieht, mach eine Pause, versuch es nochmal neu oder anders. Werde nicht lauter sondern eher leiser.
Nur wenn du alles mit deinem Pferd GEMEINSAM tust und es die Chance hat seine Meinung zu sagen, werdet ihr wirklich auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Und nur dann ist wahre Harmonie und eine echte Verbindung möglich.
Fazit
Eine echte Verbindung zwischen Pferd und Mensch ist geprägt durch pure Harmonie, Kommunikation auf Augenhöhe, Leichtigkeit und dem 100%igen SEIN im Hier und Jetzt. Sie macht süchtig!
Solch eine Verbindung ist anfangs nur ganz kurz da und verschwindet wieder sobald man sich ihrer bewusst wird und sie festhalten möchte. Um sie zu erreichen:
- Übe dich in Achtsamkeit und Langsamkeit.
- Verbringe oft viel Zeit im Alltag deines Pferdes.
- Tu alles gemeinsam (!) mit deinem Pferd, achte auf seine Bedürfnisse und seine Meinung.
Du brauchst dafür kein besonderes Talent haben und auch kein besonderes Pferd. Aber mit ganz bestimmten Pferden gibt es nochmal eine Verbindung von intensiverer Qualität. Das sind oft die Herzens- oder Seelenpferde. Dabei kann sich dein Pferd auch noch in diese Richtung entwickeln. Nicht immer ist diese Herzens- oder Seelenverbindung direkt vorhanden. So wie es manchmal Liebe auf den 1. Blick und manchmal eben erst auf den 2. oder 3. Blick ist. 😉
Viel Spaß beim Ausprobieren und Erleben dieser Verbindung!
Schreibe einen Kommentar