[Werbung] Beschwichtigungssignale – Verstehen, was Pferde bewegt – ein Buch von Rachaël Draaisma
Das Buch beschäftigt sich mit Verhaltensweisen, die Pferde zeigen, wenn sie unter Stress geraten. Das sind zum einen die genannten Beschwichtigungs- oder „Calming Signals“, aber auch Übersprungshandlungen und Stress-Mimik. In dieser Buchrezension erkläre ich dir, was das genau bedeutet und wie das Buch dir hilft eine bessere Beziehung zu deinem Pferd zu bekommen.


Was bedeutet „Calming Signals“?
Auf dem Buchcover wird das englische Wort direkt mit „Beschwichtigungssignale“ übersetzt. Also Signale, die den Anderen beschwichtigen sollen. So soll ein Konflikt vermieden werden.
Es ist also ein Mittel zur Kommunikation.
Nach Lesen des Buches habe ich allerdings festgestellt, dass das ein bisschen zu kurz greift… Tatsächlich sind es Verhaltensweisen des Pferdes, die als höflich gelten.
Das Pferd möchte höflich sein und einen Konflikt vermeiden und zeigt deshalb diese Signale.
Tatsächlich kann das Pferd dieses Verhalten aber auch aktiv einsetzen, um sich selbst in Stresssituationen zu beruhigen. Es möchte quasi sich oder andere beruhigen. Vielleicht könnte man es deshalb auch als „Beruhigungs-Signal“ übersetzen.

Innerhalb des Buches wird das Wort „Calming Signal“ nicht ins Deutsche übersetzt, was sich anfangs etwas komisch liest. Aber man gewöhnt sich daran und wahrscheinlich gibt es einfach keine ideale Übersetzung. 😉

Über das Buch
Die Autorin beschreibt sehr gut, wie sie zu ihrem Wissen gelangt ist, nämlich über das Beobachten von Pferden live und in Videos. Dabei hat sie sich auf domestizierte Pferde spezialisiert, die soweit gut im Leben mit Menschen zurechtkommen. Es geht hier also nicht um Wildpferde und auch nicht um traumatisierte oder extreme Problempferde.
Das Ziel ist es, das eigene Pferd nach dem Lesen dieses Buches besser verstehen zu können und ihm zu helfen, wenn es Stress bekommt.
Calming Signals werden gezeigt sobald Stress aufkommt. Dieser Stress ist allerdings noch nicht so stark, dass er zu direkter Flucht oder aggressivem Abwehrverhalten führt. Das Pferd kann also noch denken und ist nicht im instinktiven Modus.
Das ist super. Denn dadurch bekommen wir als Menschen die Chance noch entsprechend darauf zu reagieren, bevor es aus dem Ruder läuft.
Wäre es nicht cool, wenn du früher sehen würdest, dass dein Pferd gestresst ist? Wenn du etwas ändern könntest, um deinem Pferd zu helfen?
Genau dabei hilft dir dieses Buch.

Als Fotografin muss ich zwar sagen, dass die Fotos besser sein könnten… 😉 Aber es sind größtenteils auch einfach Screenshots aus Videos. Da ist es klar, dass die Qualität nicht so gut aus. Gleichzeitig hilft es kleinste Reaktionen wie ein Blinzeln sichtbar zu machen. Und durch mehrere Bildsequenzen kann man gut die Bewegungen des Pferdes sichtbar machen… Etwas das in einem Buch sonst schwierig wäre.
Ergänzt werden die zahlreichen Fotos mit gut beschriebenen Erklärungen und kleinen Geschichten von speziellen Pferden. Diese lernt man auch durch die Fotos ganz gut kennen.
Analogien zu menschlichem Verhalten verdeutlichen außerdem immer wieder, dass wir auch solche unterbewussten Strategien haben, um Stresssituationen zu bewältigen.

Was genau sind jetzt Calming Signals?
Wie oben beschrieben sind es Verhaltensweisen, die Pferde zeigen, wenn sie ein Reiz von außen unter Stress setzt.
Allerdings gibt es immer auch andere Momente, in denen Pferde die gleichen Verhaltensweisen zeigen. So kann das Schütteln des ganzen Körpers ganz natürlich nach dem Wälzen gezeigt werden, wenn das Pferd den Sand abschütteln will. Oder es möchte Fliegen loswerden. Oder es ist eben ein Beschwichtigungssignal.
Das Buch erklärt gut wie diese Signale aussehen, wenn sie natürlich oder eben zur Beschwichtigung gezeigt werden.

Viele Verhaltensweisen erkennt man beim Lesen dank der sehr guten Beschreibung direkt wieder. Teilweise sind das Dinge, die man aber nie weiter beachtet oder interpretiert hat. Das ist wirklich erstaunlich. Du wirst also tatsächlich etwas lernen, selbst wenn du denkst Pferde schon viele Jahre gut zu kennen! So ging es mir jedenfalls. Seitdem beobachte ich das Verhalten meiner Pflegepferde auch in der Herde nochmal genauer.
Aber es ist nicht nur interessant, diese Signale nun zu sehen. Es hilft auch sehr beim Verständnis im Umgang mit dem Pferd. Calming Signals nicht zu erkennen hat ein großes Konfliktpotenzial, denn so kommt es leicht zu Missverständnissen.

Ein Beispiel, das mir sehr im Kopf geblieben ist:
Wenn ein Pferd sich abwendet und anfängt zu fressen ist das eine doppelte Höflichkeitsgeste, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Wenn du dir das in einer Herde vorstellst, ist das auch total logisch.
Stell dir nun das gleiche Verhalten vor, wenn das Pferd gerade für Freiarbeit mit dem Menschen auf dem Platz ist… Oh je! Da denkt man als Mensch doch sofort, dass das total respektlos ist!
Dabei ist das Gegenteil der Fall!
Gleichzeitig wird auch in dem Buch klar beschrieben, dass ein Abwenden auch ein deutliches Zeichen ist, dass das Pferd gerade keinen Kontakt mehr mit dem Gegenüber haben möchte. Als Mensch sollte man sich also fragen, warum das Pferd Stress hat und den Kontakt lieber abbricht. Und vielleicht hat das Pferd vorher schon kleinere Calming Signals gezeigt, die der Mensch ignoriert hat? Dann hätte man schon früher reagieren und das Training einfacher und schöner gestalten können.

Unterscheidung Calming Signals und Übersprungsverhalten
Da Stress auch zu Übersprungsverhalten führen kann, wird das in diesem Buch ebenfalls thematisiert. Solche Übersprungshandlungen zeigen Pferde, wenn sie sich selbst ablenken wollen. Wenn sie aus einer Situation entkommen wollen, es aber gerade nicht können.
Ein spannendes Beispiel, das du bestimmt kennst:
Scharren am Putzplatz wird oft als Betteln wahrgenommen. Das ist aber erstmal nur ein Übersprungsverhalten aufgrund von Stress. Vielleicht weil es Futter will und das Warten darauf das Pferd stresst. Aber vielleicht löst auch das Angebundensein Stress aus. Oder dass die anderen Pferde gerade auf die Weide kommen. Oder dass man das Pferd kurz alleine lässt und es Angst bekommt alleine am Putzplatz ohne die Möglichkeit zu flüchten…
Es ist eine Bewältigungsstrategie, um mit Stress klar zu kommen. Da ist es logisch, dass jede Form von Strafe es nur schlimmer macht. Denn dadurch steigt der Stress nur noch mehr!
Ein wirklich spannendes Thema mit dem sich jeder Pferdebesitzer auseinander setzen sollte.


Stresssignale
Das ganze Buch dreht sich darum wie Pferde mit akutem Stress umgehen. Aber auch chronischer Stress und erlernte Hilflosigkeit werden thematisiert, was ich sehr gut und wichtig finde.
Akuter Stress ist jede Situation, in der das Pferd nicht komplett entspannt bleibt. Also auch schon ein kurzes Hochgucken auf der Weide. Entspannt wäre es gewesen, einfach weiter zu grasen, egal welcher Reiz von außen kommt.
Dabei wird in dem Buch mehrfach darauf hingewiesen, dass es nicht darum geht Stress komplett zu vermeiden. Im Gegenteil, ein gewisses Maß an Stress ist nötig um das Gehirn zu trainieren, mental gesund zu bleiben und zu lernen selbstbewusst mit vielfältigen Situationen und Reizen umzugehen.
Stress frühzeitig zu erkennen ist etwas, mit dem ich mich selbst auch schon länger beschäftige. Sowohl im Umgang mit meinen Pflegepferden als auch beim Fotografieren möchte ich jede Unsicherheit früh erkennen, um darauf reagieren zu können, bevor es schlimmer wird.
Da sowohl Calming Signals als auch Übersprungsverhalten bei Stress gezeigt wird, ist es nur logisch, dass sich das Buch auch dem Thema Stresssignale und vor allem der Stress-Mimik widmet.
Auch wenn die Fotos hier ebenfalls nicht perfekt sind, zeigen sie doch ganz gut was wichtig ist. Das einzige was mir fehlt sind die Stressfalten über den Augen. Das Buch spricht von mandelförmigen Augen bei entspannten Pferden und runden Augen bei gestressten Pferden. Diese Unterscheidung finde ich im Alltag schwer zu sehen, solange sie nicht super deutlich ist. Mir hilft da eher das „Dreieck“ über dem Auge, wenn das Pferd quasi seine Augenbraue hochzieht. Dadurch entstehen eben auch die Stressfalten.


Wie nutzt man dieses Wissen jetzt?
Ja, das Buch hilft definitiv dabei mehr Verständnis gegenüber dem Lebewesen Pferd und seinem Verhalten zu haben. Man beginnt automatisch manches mit anderen Augen zu sehen. Und dadurch reagiert man auch fairer und freundlicher, was widerrum zu einer besseren Beziehung mit dem Pferd führt.
Es fühlt sich mehr verstanden. Und wenn ich den Auslöser des Calming Signals erkenne, kann ich auch darauf reagieren und etwas an der Situation verändern. Ich kann dem Pferd helfen und werde dadurch vertrauenswürdiger und ein besserer „Leitmensch“.
Das Buch zeigt sogar konrekt, wie man als Mensch Calming Signals gezielt einsetzen kann, um das eigene Pferd zu beruhigen und ihm zu helfen sich wieder zu entspannen.
„Berücksichtigen Sie die Wünsche und Bedürfnisse Ihres Pferdes. Freuen Sie sich, wenn es Spaß hat. Pferde passen sich unseren Wünschen an, also ist es nur fair, etwas zurückzugeben. Wie bei jeder gesunden Freundschaft geht es um Geben und Nehmen.“
Auszug aus dem Buch „Calming Signals“

Fazit
Ein Buch, das ich jedem Pferdemenschen sehr ans Herz legen möchte! Es entspricht sehr meinem eigenen Umgang mit Pferden – empathisch, achtsam und dennoch fördernd.
Durch dieses Buch lernst du Verhaltensweisen deines Pferdes besser einzuordnen und kannst in Stress-Situationen schneller und besser handeln. Das wird eurer Beziehung auf jeden Fall gut tun.
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