Pferde, die von farbigen Wolken umgeben sind und deren Fell danach ganz bunt aussieht… das ist ein Fotoshooting mit Holipulver. Egal ob du selbst PferdebesitzerIn oder FotografIn bist, in diesem Blogartikel lernst du, worauf es ankommt bei so einem Holishooting. Welche Bedingungen müssen herrschen, was solltest du vorbereiten und wie gestaltest du das Fotoshooting achtsam für dein Pferd? Hier erfährst du es.
Ethik und Achtsamkeit – „Muss das sein?“
Nein, natürlich „muss“ das nicht sein. Aber ich bin der Meinung: wenn man das ganze achtsam und mit Spaß für Pferd und Mensch gestaltet, ist es auch kein Problem. Schließlich ist alles, was wir mit Pferden tun, für diese komisch und unnatürlich. 😉
Die Frage, ob man so etwas wirklich tun sollte, kann nur jeder für sich selbst beantworten. Wenn du unsicher bist, lies den Artikel bis zum Ende, um zu erfahren, was dein Pferd können und mitmachen sollte. Denn ganz so einfach ist es tatsächlich nicht. Entscheide danach, ob du das guten Gewissens mit deinem Pferd machen möchtest. Und denk daran – du kannst so etwas auch IMMER abbrechen, wenn du das Gefühl hast, dass dein Pferd das ab einem bestimmten Punkt nicht mehr gut findet.
Auch wenn du als FotografIn dafür gebucht wurdest – wenn du das Gefühl hast, das Pferd vor deiner Linse fühlt sich unwohl… sprich mit der Besitzerin darüber! Und schlage notfalls Alternativen vor. Wenn das Pferd schon etwas bunt ist, könnt ihr zum Beispiel lustige Portraitfotos machen oder vielleicht kann das Pferd kleine Tricks und Kunststücke?
Es geht also wie bei jedem Fotoshooting und jeder Aktion, die man mit einem Pferd tut, darum achtsam zu sein!
Beobachte und spüre genau hin: Wie fühlt sich das Pferd gerade in der Situation?
Was ist eigentlich Holi-Pulver?
Holipulver besteht aus Maisstärke und Lebensmittelfarbe und ist somit umweltfreundlich, biologisch abbaubar und hautfreundlich. Es kann sogar gegessen werden. 😉 Wenn du dich fragst, ob das wirklich unbedenklich ist, denk einmal an die Holifestivals, wo das Zeug in Massen durch die Luft weht und die Menschen danach von oben bis unten bunt sind.
Es kann in unterschiedlichen Farben und Mengen bestellt werden. Weißt du schon welche Farben du verwenden willst, kannst du auch nur diese bestellen. Ein 100 g Tütchen reicht für 2-6 Durchgänge, je nachdem wie groß die Pulverwolke sein soll… Bestell lieber zu viel als zu wenig.
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Das ideale Wetter für ein Holishooting
Wenn du das Pulver da hast, geht es zunächst darum, einen guten Zeitpunkt für das Holishooting zu erwischen. Und da spielt das Wetter eine entscheidende Rolle.
Meiner Erfahrung nach braucht es einen bewölkten, eher dunklen Tag, damit die Farbe gut zur Geltung kommt. Sonne hilft da erstaunlicherweise gar nicht bei…
Außerdem sollte es möglichst windstill sein, damit das feine Pulver nicht schon vorzeitig weggeweht wird.
Ideal ist es außerdem, wenn keine Insekten unterwegs sind. Denn jedes Mal, wenn das Pferd zuckt, sich schüttelt oder nach einer Fliege schlägt, wird das Pulver herunterrieseln oder wegwehen und das in einem Moment, der nicht schön fürs Foto ist. 😉
Die Location
Ob man die farbige Wolke gut sieht, hängt extrem vom Hintergrund ab! Achte auf einen möglichst dunklen Hintergrund, da du hier die Farbe am Besten sehen wirst. Je dunkler desto besser.
Ideal ist deshalb ein „Indoor-Studio“ mit schwarzer Leinwand. Da ich selbst so etwas jedoch nicht habe, weiß ich, dass es auch anders geht. Man muss nur etwas auf die Suche gehen… 😉
Sieh dich am Stall und in der näheren Umgebung einmal um. Gibt es dort dunkle und dichte Hecken oder einen Waldrand? Hock dich auch einmal hin und guck ob der dunkle Hintergrund auch aus der typischen Fotografenposition noch hoch genug ist.
Bei diesem Foto siehst du zum Beispiel gut, dass nur der untere Teil der Wolke gut zu sehen ist, weil dort der Hintergrund dunkel ist. Hätte ich gestanden statt gehockt, hätte man auch mehr von der Wolke gesehen.
Wenn es „nur“ um Portraitfotos geht, kannst du das auch in bzw. vor einem dunklen Unterstand oder im Stall- bzw. Halleneingang machen.
Vorbereitungen – Helfer und Ausrüstung
Ist der ideale Tag und die ideale Location gefunden, organisiere dir am Besten noch einen Helfer. Theoretisch geht es zwar auch zu zweit (PferdebesitzerIn + FotografIn). Aber entweder muss dann der Besitzer das Pferd festhalten, eventuell vom Grasen abhalten und dabei mit der anderen Hand irgendwie das Pulver aufs Pferd tun. Oder der Fotograf macht das und muss dann erstmal in die richtige Position kommen, was ja meistens etwas weiter weg ist. Das heißt, meistens vergeht dadurch eine gewisse Zeit, in der das Pferd Zeit hat sich zu schütteln oder ein paar Schritte zu laufen, so dass das Pulver bereits wieder herunterrieselt oder wegweht… Und JA, das passiert! Ich spreche aus Erfahrung. 😛
Dann überlege dir was du anziehen möchtest. Egal ob du mit auf dem Foto bist oder nicht… du wirst automatisch etwas Farbe abbekommen. In der Regel lässt sie sich zwar wieder herauswaschen, aber du solltest dir darum keine Sorgen machen müssen. Und wenn du auf dem Foto mit drauf bist und auch etwas bunt werden sollst, ist weiße Kleidung ideal. Denn auf weißem Stoff kommt die Farbe besonders gut zur Geltung.
Für dein Pferd gilt das gleiche – nutze Ausrüstung die farbig werden darf oder die du leicht wieder sauber bekommst. Ideal sind Halfter und Zaumzeuge aus Biothane. Und wenn du reiten willst, nimm vielleicht nicht gerade das weiße Lammfell als Unterlage. 😉
Bereite dein Pferd vor
Damit dein Pferd nicht völlig überfordert ist, zeig ihm erst einmal die Location und wärme es ganz normal auf. Das ist besonders wichtig, wenn du Bewegungsfotos machen möchtest!
Da Holipulver nicht ganz billig ist, ist es zudem hilfreich, wenn du erst einmal ein paar Trockendurchgänge machst. So weiß dein Pferd, was seine Aufgabe ist und dann sollte es auch mit Farbe sofort funktionieren. Aber bitte achte darauf es nicht zu übertreiben. Je nach Persönlichkeit und Tagesform kann es sein, dass dein Pferd nach 2, 3 oder 4 Wiederholungen schon keine Lust mehr hat. Hier kommt es auf dein Gespür an.
Und Action! Bewegungsfotos mit Holi-Wolke
Wenn du ein geiles Galoppfoto haben möchtest, bei dem eine große farbige Holi-Wolke hinter deinem Pferd herweht, sind 2 Punkte extrem wichtig:
- Nutze viiiel Pulver!
- Dein Pferd muss möglichst von 0 auf 100 gehen können.
Stell dir vor dein Pferd geht erst ein paar Schritte Schritt, dann trabt es an und galoppiert dann nach 3-4 Trabschritten an. Bis dahin ist das meiste Pulver einfach seitlich heruntergerieselt!
Damit eine richtige Wolke wegweht, braucht es eine entsprechende Dynamik.
Nun hast du ja drei Möglichkeiten, wie du Bewegungsfotos machen kannst:
- Unterm Reiter
- Im Freilauf
- An der Longe
Je nachdem wie extrovertiert dein Pferd ist, kann Freilauf vielleicht sogar die einfachste Variante sein. Dafür braucht es aber natürlich eine Weide oder einen Reitplatz mit dunklem Hintergrund… du erinnerst dich an das Kapitel über die Location!?
Wenn dein Pferd entsprechend wach und übermütig ist, kannst du es in eine Ecke der Weide bzw. des Reitplatzes stellen, das Pulver auf dem Pferd verteilen und es dann losschicken. Hat es aber von alleine keine Lust zu laufen, müsstest du viel Druck machen und das schadet eurer Beziehung! Außerdem sieht man das auf den Fotos an der negativen Spannung, den angelegten Ohren und eventuell ängstlichem oder wütendem Blick.
Besser kontrollieren kannst du die Bewegung natürlich an der Longe oder als Reiter. In beiden Fällen solltest du es vorher üben dein Pferd möglichst schnell vom Stand in den Galopp zu bekommen. Wenn dein Pferd bisher nur aus dem Trab angaloppiert wurde, solltest du das auch nicht erst am Shootingtag ausprobieren. Das wäre wirklich unfair und wird höchstwahrscheinlich auch nicht funktionieren.
Wenn das Pferd das noch nicht so gut kennt und vielleicht auch eher introvertiert ist, können die ersten Durchgänge noch ziemlich verkrampft sein. Da sieht der Galopp dann auch nicht schön aus. Vielleicht springt es sogar im Kreuzgalopp an.
Deshalb ist es in dem Fall besonders wichtig, vorher einige Durchgänge ohne Pulver zu machen, damit das Pferd schon weiß, was kommt und sich besser darauf einstellen und seine Beine sortieren kann.
Ist das Pferd eh gut drauf und extrovertiert, kann es dagegen sein, dass die ersten 1-2 Galopprunden die schönsten sind, weil es da übermütig bockt oder so richtig fröhlich losgaloppiert. Da wird es mit jedem Durchgang eventuell langweiliger und weniger ausdrucksstark. In dem Fall solltest du schon nach dem ersten guten Angaloppieren sofort mit dem Pulver starten und das Pferd nicht noch 5 Runden galoppieren lassen.
Gerade wenn du auf einem Stoppelfeld reitest, solltest du aber auch deine eigene Sicherheit nicht außer Acht lassen. Mit jedem Durchgang wird dein Pferd vielleicht heißer und damit unberechenbarer. Riskiere bitte nichts!
Galoppiert das Pferd sehr flach und es entsteht keine richtige Wolke, weil die Dynamik fehlt, kannst du dein Pferd auch über ein Cavaletti springen lassen.
Wenn du dein Pferd an der Longe hast, ist es extrem wichtig, dass du dem Fotografen nicht ins Bild läufst. Deshalb ist hier Kommunikation zwischen Longenführer und Fotograf super wichtig! Hilfreich ist es allerdings auf jeden Fall, wenn du übst, dein Pferd an der Longe auch mal etwas voraus zu schicken. Du läufst also nicht immer in Höhe der Sattellage mit, sondern bist auch mal eher hinter dem Pferd. Hier ist es besonders hilfreich für dein Pferd, wenn es dabei ein optisches Ziel hat, wo es hinlaufen soll, egal wo du dich befindest. Das kann das erwähnte Cavaletti sein, das es überspringen soll oder ein Hütchen, wo es hinrennt, um dort zum Beispiel ein Leckerli zu finden. 🙂
Bunte Portraits
Holi-Portraits sind nicht unbedingt einfacher als Bewegungsfotos. Tut mir leid, dass ich dich da enttäuschen muss.
Die fürs Pferd schönste und leichteste Variante ist, wenn es die Tricks „Nein-Sagen“ (Kopfschütteln) und/oder „Ja-Sagen“ (Kopfnicken) kann. Denn dann brauchst du das Pulver nur zwischen die Ohren tun und dann das Kommando geben.
Die Alternative wäre das Pferd mit dem Pulver zu bewerfen. Dafür braucht es erstens Helfer und zweitens besonders viel Vorsicht und Empathie. Denn sich anwerfen zu lassen (auch wenn das Pulver nicht weh tut) kann sich für das Pferd sehr unangenehm anfühlen.
Damit es keine Angst bekommt, beginne vorsichtig damit. Werfe zum Beispiel einfach in Sichtweite des Pferdes eine Wolke in die Luft, um zu gucken was es davon hält. Dann kannst du dich langsam annähern und schließlich mit immer mehr Pulver in Richtung Pferd werfen. Aber bleibe achtsam und hör sofort auf, wenn sich das Pferd unwohl fühlt. Achte dabei vor allem auf Sorgenfalten über den Augen, auf eine hohe Kopfhaltung und auf die gesamte Muskelspannung.
Wichtig ist natürlich auch, das Pulver nicht direkt von vorne ins Gesicht zu werfen, damit das Pferd das Pulver nicht in die Augen und Nüstern bekommt. Ein paar Krümel machen theoretisch nichts aus. Aber eine ganze Ladung sollte es dann trotzdem nicht sein.
Noch ein paar Hinweise zum Verwenden des Pulvers
Generell gilt: je mehr Pulver desto größer und farbiger die Wolke!
Wenn du denkst, es ist schon viel Pulver, dann nimm noch mehr. Das gilt vor allem für die Bewegungsfotos, wenn eine große Wolke hinter dem Pferd her wehen soll.
Du möchtest gerne ein buntes Pferd? Wenn sich die Farben mischen, entsteht leider nur eine braune Wolke! Nutze daher am Besten in mehreren Durchgängen verschiedene Farben. Zum Beispiel kannst du im ersten Durchgang die blaue Farbe auf den Mähnenkamm verteilen und im zweiten Durchgang die gelbe Farbe auf der Kruppe. So wird das Pferd immer bunter.
Rohfotos vs. Bildbearbeitung – sei nicht enttäuscht
Wenn du die Fotos auf dem Kameradisplay mit den Fotos, die du im Internet gesehen hast, vergleichst, wirst du wahrscheinlich erst einmal enttäuscht sein. Wundere dich nicht, wenn du auf dem Rohfoto erst einmal wenig Farbe siehst. Wichtig ist, dass du die Farbe zumindestens erahnen kannst, damit du sie hinterher in der Bildbearbeitung mit den Reglern für Sättigung und Luminanz verstärken kannst. Hier siehst du die unbearbeitete Version von dem Foto, was du bereits kennst:
Viele Fotos im Internet sind außerdem aus mehreren Fotos zusammengebastelt. Lass dich davon nicht täuschen.
Danach: das große Putzen
Das lose Pulver, was nicht weggeweht ist, kannst du meistens gut wegpusten oder mit einer Bürste herunterputzen… egal ob vom Pferd oder vom Sattelzeug.
Da das Holipulver sehr fein ist, findet es seinen Weg genauso wie normaler Staub auch tief in das Fell hinein. Da kannst du es mit einer Magic Brush oder einer Wurzelbürste ganz normal herausputzen.
Trotzdem färbt das Pulver eben auch ordentlich und diese Farbe geht nur mit viel Wasser (und eventuell Seife) ab.
Achtung: einfach nur ein Feuchttuch bringt die Farbe nur noch besser zur Geltung… 😛 Da braucht es dann schon mehr.
Aber keine Sorge. Dein Pferd wird mit jedem Regen weniger farbig aussehen… ist es lange Zeit trocken, wirst du wahrscheinlich noch ein paar Wochen Freude an deinem „Indianerpony“ haben. Vor allem am Mähnenkamm hält sich die Farbe besonders lange. 😉
Fazit:
Ein Holi-Fotoshooting mit Pferd ist gar nicht so einfach, wie man es sich vorstellt. Bereite dich und dein Pferd gut darauf vor, damit ihr beide Freude daran habt und dann auch schöne Fotos entstehen können. Und wenn du jetzt nach dem Lesen des Artikels entschieden hast, dass das nichts für euch ist, ist das auch völlig okay.
Berichte mir gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen und Erlebnissen mit Holi-Pulver. Vielleicht hast du ja noch einen Tipp, den ich hier vergessen habe? 🙂
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Heike Stark says
Deine Erklärungen und praktischen Tipps haben mir einen großartigen Einblick in die Welt dieser kreativen Fotoshootings gegeben.Vielen Dank für diese inspirierende Ressource.
Liebe Grüße,
Heike Stark
Jessica Freymark says
Hallo Heike,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr, dass dir mein Blogartikel so gut gefallen hat. 😀
LG Jessica